Weltnichtrauchertag

Tabaksteuer rauf - und der Konsum sinkt

Haste mal ne Kippe? Eine Frage, die bei jungen Menschen an Bedeutung verliert. Sie rauchen heute deutlich weniger als noch vor zehn Jahren. Experten sind sicher: Höhere Tabaksteuern haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Doch der Kampf gegen den blauen Dunst geht weiter.

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:
Rauchen kann tödlich sein.

Rauchen kann tödlich sein.

© [M] sba | Plakat: Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. (ABNR)

Jugend qualmt? Das war einmal. Jugendliche in Deutschland im Alter von 12 bis 17 Jahren rauchen heute deutlich weniger als noch im Jahr 2001, der blaue Dunst verliert an Attraktivität. Der Anteil der Raucher ist in dieser Problemgruppe von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 12 Prozent im Jahr 2012 gesunken.

Dafür gebe es mehrere Gründe, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention im Deutschen Krebsforschungszentrum: Zum einen die Nichtraucherschutzgesetze und die damit verbundene lebhafte öffentliche Debatte, zum anderen die Erhöhung der Tabaksteuer. "Es ist kein überzogener Optimismus zu sagen, je teurer das Produkt wird, desto weniger wird geraucht", sagt Pötschke-Langer.

Deshalb fordert sie auch eine schrittweise weitere Erhöhung der Steuer. "Das Geld ist wirklich ein ganz entscheidender Faktor für Kinder und Jugendliche." Wer an dieser Stellschraube drehe, der könne die Zahl der jugendlichen Raucher noch weiter senken und darüber hinaus viele davon abhalten, überhaupt erst mit dem Rauchen zu beginnen und damit in eine lebenslange Raucherkarriere einzusteigen.

Es kommt nicht von ungefähr, dass der Welt-Nichtrauchertag am 31. Mai die Tabaksteuer in den Fokus rückt. Das für 2014 von der Deutschen Krebshilfe und dem Aktionsbündnis Nichtrauchen ausgegebene Motto für Deutschland lautet: Gesundheit auf der Kippe - Tabaksteuern rauf, Tabakkonsum runter!

Verbreiteter Konsum

Dass auch in Deutschland weiter Handlungsbedarf beim Kampf gegen den blauen Dunst besteht, belegen Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Rauchen ist demnach in Deutschland immer noch stark verbreitet. Zigtausende Menschen sterben jährlich an den Folgen ihres Tabakkonsums.

Knapp 30 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren rauchen, 33 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen. Bis zu 120 000 Menschen in Deutschland sterben jährlich an den Folgen, mehr als 3000 durch Passivrauchen. EU-weit sterben pro Jahr fast 700.000 Raucher.

Bei 996 Zigaretten lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2013 - ein Rückgang von 1,2 Prozent im Vergleich zu 2012. Im Jahr 2000 hatten die Deutschen noch 1699 Zigaretten pro Kopf konsumiert.

Der Gesamtverbrauch lag 2013 bei 80,3 Milliarden. Hinzu kamen knapp 3,6 Milliarden Zigarren und Zigarillos.

Gut 24,3 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für Tabakwaren aus. Die Einnahmen aus der Tabaksteuer lagen 2013 bei 14,1 Milliarden Euro. Je höher der soziale Status, desto geringer das Interesse am Nikotin. Etwa 200 Millionen Euro jährlich investiert die Tabakindustrie in die Werbung.

Tabaksteuererhöhungen sind eine wichtige Komponente der Prävention. Davon ist auch die WHO überzeugt. Im "WHO-Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs" (FCTC) wird in Artikel 6 empfohlen, dass die Vertragsstaaten steuerliche und preisliche Maßnahmen zu Bestandteilen ihrer Gesundheitspolitik machen.

"Selbstgedrehte" als Alternative

Einen nachhaltigen Nutzen für die Gesundheit der Bevölkerung haben Tabaksteuererhöhungen jedoch nach Auffassung von Experten nur dann, wenn sie bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Die Ende 2010 von der Bundesregierung beschlossene "moderate" stufenweise Anhebung der Tabaksteuer über fünf Jahre erfüllt aus Sicht der Initiatoren des Weltnichtrauchertages diese Kriterien nicht.

Kern der Kritik: Diese Steuererhöhung in kleinen Schritten ist so angelegt, dass die Konsumenten sie kaum wahrnehmen. Trotz einer Annäherung der Steuern auf Zigaretten und Tabak zum Selberdrehen ist der Preisunterschied weiterhin so groß, dass auf die billigeren "Selbstgedrehten" ausgewichen werden kann.

Konsequenz: Die Erhöhung der Tabaksteuer sollte deutlich spürbar und jeweils in einem Zug erfolgen und nicht in kleinen Schritten umgesetzt werden. Alle Tabakwaren sollten gleichmäßig besteuert werden, um zu verhindern, dass auf billigere Produkte ausgewichen wird (zum Beispiel auf Selbstgedrehte).

Welche Optionen gibt es neben den Steuererhöhungen? Beratungsstellen bieten zwar Raucherentwöhnungskurse für Jugendliche an, sie werden aber kaum bis gar nicht nachgefragt. Nicht etwa, weil niemand sie bräuchte, sagt der Leiter der Heidelberger Fachstelle Sucht, Ralf Krämer.

"Viele Eltern regen sich nicht auf, solange es aus ihrer Sicht nichts Schlimmeres als Rauchen ist. Nur in krassen Ausnahmefällen rufen Eltern hier bei uns an." Zumal längst nicht alle jungen Raucher ihr Laster ablegen wollten: Wenn die eigenen Freunde rauchen, gehört unheimlich viel dazu, wieder aufzuhören. (mit dpa)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 03.06.201419:40 Uhr

Die WHO hat etwas vergessen!

Die WHO hat bei ihrem diesjährigen Slogan „Gesundheit auf der Kippe – Tabaksteuern rauf, Tabakkonsum runter“ schlicht vergessen, dass Tabaksteuern auch z w e c k g e b u n d e n verteilt werden müssen. Nationale Gesundheitsdienste, Krankenversicherungen und Strategien zur Bewältigung von Krankheitsfolgen des Tabakkonsums müssen von dem Raucher-spezifischen Steueraufkommen her gesondert alimentiert werden.

Deutschland könnte mit gutem Beispiel vorangehen: Jährlich um 5 Prozent gesteigert mit dem Ziel, in 5 Jahren auf 25 Prozent zu kommen, sollten vom Tabaksteueraufkommen Gelder anteilig an die Gesetzlichen- und Privaten Krankenversicherungen (GKV und PKV) abgeführt werden. Denn diese beiden Kranken-Versicherungsarten kommen seit ihrem Bestehen in vollem Umfang für s ä m t l i c h e Präventions-, Untersuchungs-, Diagnostik-, Therapie- und Palliationsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Krankheitsfolgen von Tabakkonsum auf.

Dasselbe gilt übrigens auch für die Alkohol- und Spritsteuer auf Benzin bzw. Diesel bezogen auf Krankheitsfolgen von übermäßigem Alkoholkonsum und die Folgen von Verkehrsunfällen bzw. Großschadenereignissen.

Mf+kG, Dr. med Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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