Thüringen

Tarifeinigung nach 200 Streiktagen

Nach einer außerordentlich harten Tarifauseinandersetzung haben sich die Celenus-Gruppe und Verdi auf eine Vereinbarung für die Reha-Klinik in Bad Langensalza verständigt.

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BAD LANGENSALZA. Ein viele Monate währender Tarifkonflikt an der Rehabilitationsklinik des Betreibers Celenus in Bad Langensalza (Thüringen) ist beigelegt. Celenus und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi haben sich auf eine Vereinbarung für das Pflege- und Therapiepersonal geeinigt, wie beide Seiten mitteilten.

Danach erhalten die Beschäftigten der auf Orthopädie und Psychosomatik spezialisierten Klinik in den kommenden Jahren Gehaltserhöhungen zwischen 1,5 und 2,25 Prozent. Außerdem soll es unter anderem eine Einmalzahlung von 190 Euro geben. Der Tarifkonflikt hatte seit dem vergangenen Jahr an 202 Tagen zu Streiks eines Teils der rund 130 Beschäftigten geführt und auch die Thüringer Landespolitik beschäftigt.

Fristlose Kündigungen

Für Schlagzeilen sorgte dabei vor allem die fristlose Kündigung zweier Streikenden. Die Therapeutinnen, beide Ersatzmitglieder des Betriebsrats, hatten auf dem Klinikgelände Infomaterial an die Patienten verteilt und damit nach Meinung der Klinikleitung gegen ihre arbeitsvertraglichen Pflichten verstoßen. Die beiden Frauen zogen vor Gericht – und bekamen Recht.

Das Arbeitsgericht Nordhausen erklärte im vergangenen September die Kündigungen für unwirksam, da das ihnen vorgeworfene Verhalten nicht so gravierend sei, dass es eine fristlose Kündigung gerechtfertigt hätte. Der Thüringer Landtag befasste sich in einer aktuellen Stunde mit den umstrittenen Kündigungen. Laut Verdi habe der Konzern im Zuge der Vereinbarung zugesagt, diese nicht weiter zu verfolgen.

Früheren Verdi-Angaben zufolge lagen die Pflegegehälter in der Klinik vor Beginn des Arbeitskampfes um 42 Prozent unter dem Niveau von Reha-Einrichtungen der Deutschen Rentenversicherung. Die jetzige Lohneinigung sei „bei Weitem nicht das, was wir uns erhofft hatten“, räumte der Leiter des Verdi-Landesbezirks Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Oliver Greie, ein.

Nach emotionaler Debatte habe sich die Tarifkommission dennoch dafür entschieden, den Kompromiss einzugehen. Er sieht auch eine Erhöhung des Urlaubsgeldes um 50 auf 500 Euro und einen monatlichen Zuschuss zur Kinderbetreuung von 75 Euro vor.

Streikende kehren zurück

Celenus hatte bereits 2018 die Bezahlung der Beschäftigten um bis zu 272 Euro im Monat erhöht. „Auch diese Lohnerhöhungen hätte es ohne den großartigen Kampf der Beschäftigten nicht gegeben“, zeigte sich Verdi-Verhandlungsführerin Heike von Gradolewski-Ballin überzeugt. Am Montag kehrten die Streikenden in die Klinik zurück.

Die 1998 eröffnete Klinik in Bad Langensalza gehört seit 2015 zur Celenus-Gruppe mit Sitz in Offenburg. Der Konzern betreibt nach Angaben auf seiner Homepage deutschlandweit 17 Reha-Kliniken. (zei)

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