Assistenzberufe

Therapeuten sehen sich in Dauerkrise

Physiotherapeuten & Co. bewerten ihre Arbeitsbedingungen als nicht zukunftsfähig. Das geht aus einer Analyse von Wissenschaftlerinnen hervor.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

BERLIN. Physiotherapeuten und Angehörige anderer Therapeutenberufe sehen sich in der Krise. Verbesserungen müssen schnell kommen und für die Therapeuten „erlebbar“ sein. Das sind zwei Kernaussagen einer Analyse von 629 Brandbriefen, die von Professor Heidi Höppner und Dr. Eva-Maria Beck von der Alice Salomon-Hochschule Berlin vorgenommen wurde.

Im vergangenen Sommer hat der Physiotherapeut Heiko Schneider über soziale Medien die Aktion „Therapeuten am Limit“ gestartet. Die Resonanz war groß – über 1000 Therapeuten schilderten in Briefen die aus ihrer Sicht prekäre Arbeitssituation.

Therapeuten befinden sich in einer „beruflichen Gratifikationskrise“, heißt es in der Analyse, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Daraus erwachse eine „hohe Verunsicherung durch fehlende Sicherung des Lebensunterhalts und der Rente durch Erwerbsarbeit“. Die Gehälter von angestellten Physiotherapeuten rangieren im Schnitt bei knapp über 2000 Euro brutto pro Monat, bei Ergotherapeuten bei 2500 Euro.

Höppner und Beck konstatieren eine „paradoxe Entwicklungsdynamik“ mit Blick auf die Therapeutenberufe. Ihre Qualifikation ziehe keine Anerkennung im Gesundheitssystem nach sich und die höhere Nachfrage nach therapeutischen Leistungen führe auch nicht zu einer Leistungsausweitung. Im Kern fehle den Therapeuten im Versorgungssystem eine eigene Stimme. Die beiden Wissenschaftlerinnen sehen die Heilmittelbranche als „Seismograf für die Fehl- und Unterversorgung von Patienten“ an. Dies gelte zumal vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und der Zunahme chronischer Erkrankungen. Therapeuten sähen sich in einer „Sandwichposition“ zwischen ärztlich bestimmten Versorgungsstrukturen einerseits und veränderten Therapiebedarfen andererseits.

Im Dezember hat Gesundheitsminister Jens Spahn ein Gesetzespaket vorgelegt, das Strukturreformen und finanzielle Aufwertung verbinden soll. So soll beispielsweise bis April 2020 die Blanko-Verordnung eingeführt werden. Die Anbindung der Preise für Heilmittel-Leistungen soll nun dauerhaft aufgehoben werden.

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Kommentare
Ulrich Pohl 22.02.201908:44 Uhr

Gefahr erkannt - nicht gebannt

Während Patienten sich die Finger für einen Behabdlungstermin wund wählen verweigern die GKV eine angemessene Vergütung der Physiotherapeuten.
Zertifikatspositionen wie Lymphdrainage oder KG nach Bobath werden trotz immenser Weiterbildungskosten schlechter bezahlt als normale KG.
Hausbesuche sind bei Preisen von 8 Euro mehr als unwirtschaftlich und gefährden die Existenz.
Personal wandert aus den Praxen in Kliniken ab - nur dort besteht die Möglichkeit die 3000 Euro Gehaltsgrenze zu durchbrechen..der Mangel wird anhalten!

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