Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft
Trotz Corona keine Engpässe bei Transplantationen
Die DTG sieht Deutschland bei Organspenden bisher gut durch die COVID-19-Pandemie gekommen. Sie empfiehlt Impfungen vor und nach Transplantationen – und die Booster-Dosis.
Veröffentlicht:Stuttgart. In Deutschland hat es seit Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie und auch in deren Peak-Phasen keine größeren Versorgungsengpässe im Bereich der Transplantationsmedizin gegeben, weder bei Organübertragungen, noch bei Organentnahmen. Das berichtete der Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG), Professor Christian Strassburg von der Universitätsklinik Bonn.
„Die deutschen Transplantationszentren mussten ihre Tätigkeit trotz phasenweise deutlich geringerer Intensivbettenkapazität nicht einstellen“, so Strassburg bei der 30. Jahrestagung des DTG in Stuttgart. „Die Zahl der Transplantationen ist 2020 gegenüber dem Vorjahr nur um sechs Prozent zurückgegangen. Vor dem Hintergrund, dass die Möglichkeit der Transplantation auch von der Intensivbettenkapazität abhängt und es zwei Pandemiewellen im Jahr 2020 gab, ist der Rückgang moderat und vertretbar“, sagte Strassburg. Dies belege die prinzipiell „enorm hohe Leistungsfähigkeit der deutschen Transplantationsmedizin“. Dennoch werde insgesamt zuwenig transplantiert, der Organmangel in Deutschland sei nach wie vor eklatant und eine Trendwende nicht in Sicht.
Mit 913 postmortalen Spendern im vergangenen Jahr haben die Spenderzahlen in Deutschland zum zweiten Mal in Folge abgenommen. 2018 waren es 955 Spender, 2019 noch 932.
Im Konsens mit der STIKO
Im Konsens mit der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfiehlt die DTG sowohl vor, als auch nach Transplantation klar eine Impfung gegen COVID-19. Obwohl die Immunantworten durchschnittlich schwächer seien als in der Allgemeinbevölkerung, hätten die Geimpften einen deutlichen Gesamtvorteil. Denn das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe sei europäischen Registerdaten zufolge mit 34 Prozent nach Nierentransplantation deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung mit circa fünf Prozent, sagte DTG-Generalsekretär Professor Mario Schiffer vom Universitätsklinikum Erlangen. Auch die Sterblichkeit liege mit 20 Prozent über der der Normalbevölkerung. Abstoßungsreaktionen würden durch die Impfung nicht gefördert. Mit elektiven Transplantationen wie Nieren von Lebendspendern auf nicht geimpfte Empfänger sei man derzeit zurückhaltend.
„Die DTG unterstützt klar auch die kürzlich veröffentlichte STIKO-Empfehlung, bei schwer immundefizienten Personen wie Organempfängern oder Dialysepatienten vier Wochen nach der zweiten Impfstoffdosis eine dritte zu geben“, sagte Schiffer. Die Drittimpfung reduziere die Rate an Impfversagern deutlich.
Heterologe Impfung sinnvoll
Vier Wochen nach Drittimpfung mit der mRNA-Vakzine BNT162b2 zeige sich sowohl für die humorale, als auch für die zelluläre Immunantwort ein Ansprechen bei mehr als einem Drittel der vorherigen „Impfversager“. Dies führe zu einem Gesamtansprechen bei immerhin 55 Prozent. Sinnvoll sei die heterologe Impfung mit einem mRNA-Impfstoff nach einem Vektorimpfstoff in der primären Impfserie. Die umgekehrte Reihenfolge sei weniger effektiv. (nsi)