KOMMENTAR
Versorgungselend made in USA
Was für eine niederschmetternde Bilanz für US-Präsident George W. Bush: Kurz vor dem Ende seiner Amtszeit haben zwei von fünf erwachsenen US-Bürgern entweder überhaupt keine Krankenversicherung oder ist chronisch unterversichert. Betroffen sind längst nicht nur arme Menschen.
Häufig fallen auch Mittelschichtfamilien durch das löchrige Netz der sozialen Absicherung, wie eine Studie des Commonwealth Fund zeigt. Hinter nüchternen Zahlen verbergen sich Millionen Einzelschicksale: Menschen, die dringend nötige Behandlungen immer wieder hinauszögern, die leiden, die gar nicht oder erst dann zum Arzt gehen, wenn es zu spät und ihre Krankheit zu weit fortgeschritten ist.
Ob Präsidentschaftskandidat Barack Obama oder sein Konkurrent John McCain genügend Power mitbringen, um das Problem zu lösen? Wohl kaum. Ein echter Wille zur Reform ist derzeit in den USA nicht im Ansatz zu erkennen - das war auch eine der Kernbotschaften bei einer Veranstaltung des Hauptstadtkongresses vor einigen Tagen in Berlin.
Man wird kontrovers darüber diskutieren können, ob die Entwicklung in den USA für die gesundheitspolitische Debatte in Deutschland in irgendeiner Weise relevant sei. Eines aber ist klar: Die Powerpoint-Missionare der Health-Care-Industrie, die uns bei jeder passenden Gelegenheit erzählen wollen, das Versorgungsheil käme aus den USA: Sie können uns mit ihren Pseudo-Weisheiten gestohlen bleiben.
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