Familienpflegezeit

Viele befürchten Nachteile im Job

Die neuen gesetzlichen Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stoßen zwar auf breite Zustimmung in der Bevölkerung. Viele befürchten allerdings Nachteile für die Karriere, wie eine Umfrage zeigt.

Veröffentlicht:

BERLIN. 64 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland würden ihrem Arbeitgeber nicht mitteilen, dass in ihrer Familie ein Pflegefall aufgetreten ist.

60 Prozent fürchten Nachteile am Arbeitsplatz, wenn sie eine der Leistungen für pflegende Angehörige in Anspruch nehmen würden, die mit der Pflegereform möglich geworden sind.

Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage zur Pflegereform, die das Forsa-Institut im Auftrag des Zentrums für Qualität in der Pflege (zqp) vorgenommen hat.

Zweifel an Praktikabilität der Familienpflegezeit

Von den mehr als 2000 Befragten schätzten 72 Prozent zudem die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in der aktuellen Situation als eher schlecht oder sogar sehr schlecht ein.

Bedenklich daran ist, dass sich mit überwältigender Mehrheit (82 Prozent) gerade diejenigen skeptisch zeigten, die selbst schon einen Angehörigen gepflegt haben.

Zweifel herrschen vor allem an der Praktikabilität der Familienpflegezeit. Damit haben Beschäftigte seit dem 1. Januar einen Rechtsanspruch auf eine teilweise Freistellung im Beruf von bis zu zwei Jahren, wenn sie einen nahen Angehörigen zu Hause pflegen.

Laut der Umfrage würde nur knapp ein Drittel der Beschäftigten die Familienpflegezeit nutzen. Dabei spielten finanzielle Gründe die ausschlaggebende Rolle, heißt es in der Analyse des zqp.

"Andere Unternehmenskultur gefordert"

Auch die Angst vor beruflichen Nachteilen würde noch 43 Prozent davon abhalten, die Familienpflegezeit in Anspruch zu nehmen.

"Hier ist vor allem eine andere Unternehmenskultur gefordert, um einen offeneren Umgang mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu ermöglichen", kommentierte der Vorstandsvorsitzende des zqp, Dr. Ralf Suhr, dieses Ergebnis.

Hinter dem Institut stehen die privaten Krankenversicherer.

Als sehr hilfreich schätzen dagegen 89 Prozent das neue Pflegeunterstützungsgeld ein.

Dabei handelt es sich um einen Rechtsanspruch auf eine bezahlte Freistellung vom Job von bis zu zehn Tagen, wenn ein Arbeitnehmer kurzfristig die Pflege für einen nahen Angehörigen organisieren muss. (af)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzgebungsvorhaben des BMG

Was das Gesundheitsministerium plant – und was es liegenlässt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung