Vorschlag für Pflege-Greencard erntet heftige Kritik
Mit der Pflege-Greencard wollen Arbeitgeber den Personalmangel beheben. Pflegeverbände halten nichts davon.
Veröffentlicht:BERLIN. Eine Pflege-Greencard, wie sie vom Arbeitgeberverband Pflege gefordert wird, stößt bei Pflegeverbänden und Gewerkschaften auf Ablehnung. "Hier fordern ausgerechnet diejenigen einen neuen politischen Schnellschuss, die die Ursachen für den Fachkräftemangel in der Altenpflege mit zu verantworten haben", sagte Johanna Knüppel, Fachreferentin beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). Schuld am Personalmangel seien schlechte Arbeitsbedingungen und zu geringe Bezahlung. Das halte viele junge Menschen davon ab, einen Pflegeberuf zu ergreifen. "Anstatt nach Einwanderung aus dem Ausland zu rufen, müssen die Arbeitsplätze in der Pflege in Deutschland konkurrenzfähig gemacht werden", so Knüppel.
Ähnlich äußerte sich die Gewerkschaft Verdi. Der Fachkräftemangel in der Pflege lasse sich einfach beheben: "Mit vernünftigen Löhnen und menschenwürdigen Arbeitsbedingungen", sagte Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke. Der Ruf der Arbeitgeber nach einer Greencard solle nur von hausgemachten Problemen ablenken. "Wer Tarifdumping sät, wird Fachkräftemangel ernten." Der Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbands, Rolf Höfert, forderte die Einberufung eines nationalen Pflegegipfels. "Wir brauchen eine konzertierte Aktion, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen."
Der Chef des Arbeitgeberverbands Pflege, Thomas Greiner, hatte in der "Financial Times Deutschland" Erleichterungen für ausländische Arbeitnehmer gefordert, die als Pflegekräfte in Deutschland arbeiten wollen. Schon heute fehlten bundesweit 50 000 Fachkräfte in der Altenpflege, so Greiner. Ausländische Arbeitskräfte müssten ohne bürokratische Auflagen wie "perfekte Sprachkenntnisse" hier arbeiten dürfen.
Beim AWO Bundesverband stieß dies auf scharfe Kritik. So sei es etwa in der Betreuung von Demenzkranken wichtig, dass Betroffene in ihrer Muttersprache angesprochen und gepflegt würden, so AWO-Chef Wolfgang Stadler. Fachliche Standards dürften nicht abgesenkt werden.
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