Britische Kliniken

Wenn Patienten ihre "Dritten" verlieren

Kein Randproblem: In britischen Kliniken werden jährlich 2000 Zahnprothesen verschlampt.

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LONDON. Ein meist nur wenig beachtetes Problem im täglichen Klinikbetrieb wird aktuell in Großbritannien diskutiert: Wie lässt es sich verhindern, dass Krankenhauspatienten ihre dritten Zähne während des Klinikaufenthalts verlieren? Das Problem ist ernst: jährlich gehen in britischen Kliniken mehr als 2000 Zahnprothesen verloren.

Zwar wissen Klinikärzte und Pflegepersonal seit langem von dem Problem, schweigen es aber nach Angaben des britischen Ärztebundes (British Medical Association) "oft einfach tot". Mit teils fatalen Folgen für die dann zahnlosen Patienten: "Für betroffene Patienten ist das sehr schlimm, denn sie können dann nicht mehr richtig essen und oftmals fühlen sie auch Scham und verzichten lieber auf Besucher", sagt der Londoner Klinikarzt Dr. Al Teague.

Der britische Zahnärztebund (British Dental Association, BDA) schätzt, dass im Krankenhaus verlorene Zahnprothesen das staatliche britische Gesundheitswesen (National Health Service, NHS) jährlich mehr als eine Million Pfund (1,15 Millionen Euro) kosten. Oftmals seien Patienten dann "wochenlang zahnlos", was nicht zuletzt die Genesung verlangsame.

Zwar ist die Zahl der völlig zahnlosen Krankenhauspatienten in Großbritannien seit den 60er Jahren von damals 37 Prozent auf sechs Prozent gesunken. Dennoch müssen NHS-Kliniken pro Jahr "mehrere hundertausend Pfund" an Entschädigung an Patienten zahlen, deren dritte Zähne verloren gegangen sind. Dazu kommen für den NHS dann noch die Kosten für die Neuanfertigungen.

"Das ist ein ernstes Problem, das in Kliniken gerne ignoriert wird", sagt ein BMA-Sprecher in London. Außer Zahnprothesen gehen demnach jährlich auch tausende Gehstöcke, Brillen und Hörgeräte verschütt. Auch dies verursache Millionenschäden.

Ein erster Schritt aus der Misere ist jetzt getan: das Gesundheitsministerium arbeitet gemeinsam mit den Berufsverbänden an neuen Richtlinien. Die britischen Medien sind skeptisch, ob das Erfolge bringen wird und nennen die Aktion bereits "Aktion Zahnlos". (ast)

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