Pflegebedürftig

Wenn eigener Wille nicht zählt

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BERLIN. Ein Drittel der Pflegekräfte hat Situationen erlebt, in denen die Rechte Pflegebedürftiger missachtet wurden. Das meldet das Zentrum für Qualität in der Pflege ((ZQP) unter Verweis auf eine repräsentative Umfrage.

Dafür wurden telefonisch 1008 Beschäftigte in Pflegediensten und -heimen sowie 1001 Bürger über 18 Jahren befragt. 64 Prozent der Befragten haben hingegen bisher keine solchen Erfahrungen gemacht.

Von den professionell Pflegenden erklärten 58 Prozent, sie hätten Fälle erlebt, in denen "über den Willen des Pflegebedürftigen hinweg" gehandelt wurde. Fast die Hälfte (49 Prozent) dieser Gruppe gibt an, Fälle erlebt zu haben, in denen eine pflegebedürftige Person "notwendige Hilfe nicht erhalten" hat.

36 Prozent erinnern sich an Situationen, in denen die Person "respektlos angesprochen oder beschämt wurde". Von den befragten Bürgern geben 28 Prozent an, sie hätten Fälle von Missachtung der Rechte Pflegebedürftiger erlebt. 94 Prozent stimmen der Aussage zu, in der Pflege sei mehr Personal nötig.

Bessere Kontrollen nötig?

Darüber hinaus befürworten 81 Prozent der Bürger, die Situation der Pflegenden müsse "wirksamer von Behörden und den Krankenversicherungen kontrolliert werden".

Die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen (Pflege-Charta), die vor zehn Jahren veröffentlicht wurde, wird von professionell Pflegenden in diesem Zusammenhang positiv wahrgenommen.

Nur 20 Prozent der befragten Pflegenden stimmen "voll oder eher" der Aussage zu, die Charta habe keinen Nutzen für die Pflege und für Pflegebedürftige. 68 Prozent hingegen unterstützen dieses Statement eher nicht oder gar nicht.

Hingegen befürworten 73 Prozent "voll oder eher" die Aussage, auf Basis der Charta könnten die Rechte Pflegebedürftiger "besser eingefordert werden". Fast ebenso viele erklären, der Wissensstand über die Rechte Pflegebedürftiger lasse sich durch die Charta verbessern (70 Prozent).

Für Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, ergibt sich aus der Umfrage, die Politik müsse sicherstellen, "dass tatsächlich ein Bewertungssystem für die Pflege entsteht, das für Bürger transparent macht, wo Profis gut pflegen und wo nicht".

Befragungen, auch des ZQP, haben in der Vergangenheit gezeigt, dass die Bürger dem bisherigen System der Pflegenoten nicht vertrauen. Nach breiter Kritik an der Notensystematik hat die große Koalition im Pflegestärkungsgesetz II eine Reform des Pflege-TÜVs festgeschrieben.

Bis Ende dieses Jahres müssen im stationären Sektor neue Richtlinien vorliegen. In der ambulanten Pflege ist dafür bis Ende 2018 Zeit. (fst)

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