Bremen

Wie im Käfig? Missstände in Psychiatrie

In der Psychiatrie am Klinikum Bremen Ost (KBO) gibt es massive Probleme. Die Politik fordert Lösungen.

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BREMEN. Mit einem Zehn-Punkte-Papier will die Bremer Klinik-Holding "Gesundheit Nord" die Missstände in der Psychiatrie am Klinikum Bremen Ost (KBO) abstellen.

In der Vergangenheit sind mehrere schwerwiegende Probleme bekannt geworden: Ein Suizid direkt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus, Fixierungen der Patienten oder Sedierungen ohne angemessene Begleitung oder therapeutische Gespräche.

Claudia Bernhard, von 2011 bis 2015 für die Linke Mitglied der Besuchskommission, kritisiert vor allem Zustände in der Station 63. Bernhard spricht von "käfig- und gefängnisartiger Atmosphäre". Da der Politik das Problem seit Jahren bekannt sei, und nicht gehandelt wurde, sei die Bürgerschaft direkt mitverantwortlich.

Laut dem Zehn-Punkte-Papier sollen alle Fixierungen künftig in Fallkonferenzen besprochen werden. Alle Mitarbeiter erhalten Deeskalationstrainings. Psychotherapeuten seien sehr schwer zu bekommen, sagte Karen Matiszick, Sprecherin der Gesundheit Nord (GeNo), zu der das KBO gehört. "Wir stellen für jede Station und jede Behandlungseinheit einen Psychologen ein." Außerdem soll jeder Patient einen Behandlungsbegleiter zur Seite gestellt bekommen. Schließlich soll die besonders betroffene Akutstation 63 im kommenden Jahr in bessere Räume umziehen. Angaben über die Zahl der Ärzte und Pflegenden machte Matiszick nicht.

Patientenfürsprecher Detlef Tintelott begrüßte das Papier. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagt Tintelott der "Ärzte Zeitung". Anders sieht das die Opposition in der Bremer Bürgerschaft. Reiner Bensch, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, fordert mehr Fachleute: "Wir brauchen keine Psychologen in der Behandlung, sondern mehr Psychiater und Therapeuten", sagte Bensch der "Ärzte Zeitung". Das Papier der GeNo zeige zwar, dass die Probleme verstanden worden seien. "Aber am Ende des Tages bleibt heiße Luft", so Bensch.

Auch Claudia Bernhard von den Linken in der Bürgerschaft ist unzufrieden mit dem Papier. "Dass die Akutstation erst 2018 umziehen kann, ist viel zu spät", so Bernhard, "die Zustände auf der Station sind inakzeptabel". Nach Angaben Bernhards planen die Linken in der Bürgerschaft eine parlamentarische Anfrage an den Senat. "Wir wollen wissen, wie viele Pflegende und Ärzte in der Psychiatrie des KBO angestellt sind." (cben)

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