Dr. Max Kaplan

"Wir brauchen einen, der den Überblick behält - das ist der Hausarzt!"

Zwischen Hausärzteverband und Bundesärztekammer rumort es. Warum der Umbau der BÄK-Gremien die Allgemeinmedizin aber nicht schwächt, erläutert BÄK-Vizepräsident Dr. Max Kaplan im Interview mit der "Ärzte Zeitung".

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Dr. Max Kaplan (63)

'Wir brauchen einen, der den Überblick behält - das ist der Hausarzt!'

© Stefanie Pilick

Aktuelle Position: Vize-Präsident der Bundesärztekammer, Präsident der Landesärztekammer Bayern.

Werdegang: Studium an der LMU München, Facharzt für Allgemeinmedizin, seit 1985 Landarzt in Pfaffenhausen in einer Dreier-Gemeinschaftspraxis, 15 Jahre Notarzt.

Privates: Max Kaplan ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Ärzte Zeitung: Herr Dr. Kaplan, der Deutsche Hausärzteverband sieht in der Umstrukturierung der Akademie für Allgemeinmedizin eine Degradierung zu einem untergeordneten Arbeitskreis. Hat er Recht?

Dr. Max Kaplan: Nein, die Akademien sind ja nicht aufgelöst. Der Deutsche Ärztetag hat lediglich die Statuten der Akademien für Allgemeinmedizin und für Gebietsärzte ausgesetzt, mit der Bedingung, bis zum nächsten Ärztetag ein neues Konzept vorzustellen.

Wie sieht das Konzept aus?

Kaplan: Wir wollen die bisherigen Akademien noch stärker einbeziehen, wenn wir uns als BÄK-Vorstand zu versorgungsrelevanten Themen positionieren.

Dafür soll die Arbeit der Akademien in einem Ausschuss Versorgung vertieft werden. Darin gibt es zwei Arbeitsgruppen, die sich mit der ambulanten Medizin beschäftigen: zum einen die AG Ambulant-Stationär mit drei Hausärzten und die AG Allgemeinmedizin.

Zudem werden sich die Vertreter beider Versorgungsbereiche einmal im Jahr treffen, erstmals am 9. Januar 2016, um die Zukunft der medizinischen Versorgung im Sinne einer gebiets- und Sektor übergreifenden Versorgung zu beraten.

Wir bereiten diese Sitzung mit den bisherigen Vorständen der beiden Akademien inhaltlich vor. Zielgruppe der Veranstaltung sind neben den Mitgliedern der Akademien auch die ärztlichen Spitzenverbände.

Und das sind keine untergeordneten Arbeitskreise...?

Kaplan: Nein, die Interessen der Allgemeinmedizin werden auch bislang nicht nur in der Akademie vertreten. Sie sind in allen Gremien der Bundesärztekammer präsent - wie zum Beispiel in der Weiter- und Fortbildung, in der Qualitätssicherung, im Ausschuss medizinische Fachberufe.

Deshalb kann man nicht sagen, die Bundesärztekammer verabschiede sich von der hausärztlichen Versorgung. Das trifft nicht zu. Ich möchte sogar behaupten, dass die Arbeit der Akademie verstärkt weiter geführt wird. Die Bedeutung der Hausarztmedizin in der Bundesärztekammer wird durch die neuen Gremien eher auf- als abgewertet.

Können Sie das inhaltlich unterfüttern?

Kaplan: Die Allgemeinmedizin wird in der künftigen Versorgung eine herausragende Stellung einnehmen. Sie wird die Grundversorgung sicherstellen und eine koordinierende Funktion einnehmen. Die Medizin spezialisiert sich zusehends. Wir brauchen einen, der den Überblick behält. Und das ist der Hausarzt.

Gleichzeitig wird es mehr kooperative Versorgungsformen geben, in den Praxen werden verstärkt die Mitarbeiter im Rahmen von Delegation den Arzt entlasten. Der Teamgedanke wird stärker gespielt werden.

Der Hausarzt muss darauf achten, dass an den Schnittstellen zu den anderen Gesundheitsberufen, nichts verloren geht und keine Parallelstrukturen aufgebaut werden. Hierzu müssen die Gremien der BÄK, auch die Akademien, neu ausgerichtet werden.

Das klingt ja alles gut. Warum reagieren die Vertreter der Hausärzte Ihrer Ansicht so sauer?

Kaplan: Ich sehe das so, dass für den Hausärzteverband die Infragestellung der Akademie in ihrer jetzigen Form der casus belli ist. Dabei wird auch damit argumentiert, dass die Vorstände der Akademie direkt vom Deutschen Ärztetag bestimmt worden sind, während die Mitglieder der Arbeitsgruppen künftig vom BÄK-Vorstand benannt werden sollen.

An den Personen wird sich aber nichts Wesentliches ändern. Offenbar hat der Hausärzteverband die Sorge, dass die Interessen der hausärztlichen Versorgung vernachlässigt werden. Diese Sorge ist aber unbegründet.

Sind denn die Türen der hausärztlichen Gremien bei der BÄK auch für die Kritiker weiterhin offen?

Kaplan: Absolut! Wir können die großen Herausforderungen nur gemeinsam schultern. Dabei muss jeder seinen Teil leisten. Der Hausärzteverband ist die Interessenvertretung seiner Mitglieder, die BÄK vertritt die Interessen aller Ärzte.

Wir müssen den Gesamtüberblick bewahren und zukunftsorientiert denken. Die BÄK muss ein Stück weit visionär sein. Sie muss die Moderatorenrolle einnehmen, um die einzelnen Berufsgruppen und Interessen zusammenzuführen. Wie sagt man so schön: getrennt marschieren, gemeinsam schlagen.

Ich hoffe, dass es sich zwischen Hausärzteverband und uns nur um atmosphärische Störungen handelt. Von unserer Seite aus werden wir alles tun, diese zu beseitigen. Konfrontation ist keine Lösung.

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