Wirtschaftsprüfer halten IQWiG-Chef Versäumnisse bei Abrechnungen vor

Ein Prüfbericht, den das IQWiG selbst in Auftrag gegeben hat, zählt erhebliche Versäumnisse bei Abrechnungen durch IQWiG-Chef Professor Peter Sawicki auf.

Veröffentlicht:
Ist mit Vorwürfen konfrontiert, er habe Spesen und Reisekosten nicht regelkonform abrechnet: IQWiG-Leiter Professor Peter Sawicki. © sbra

Ist mit Vorwürfen konfrontiert, er habe Spesen und Reisekosten nicht regelkonform abrechnet: IQWiG-Leiter Professor Peter Sawicki. © sbra

© sbra

KÖLN/BERLIN (fst). Ein Bericht der BDO Deutsche Warentreuhand listet Unregelmäßigkeit auf, die sich rechnerisch auf 40 000 Euro addieren, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". IQWiG-Leiter Professor Peter Sawicki hatte Ende vergangenen Jahres die Prüfung selbst beauftragt (wir berichteten). Im Fokus der Prüfer standen dabei die Dienstwagennutzung, Spesenabrechnungen und Reisekosten, berichtete die Zeitung. So habe Sawicki Dienstwagen - die Rede ist von einem Audi Q7 und Q5 - in Anspruch genommen, ohne dies mit dem Vorstand abzusprechen. Im Vorstand sind GKV-Spitzenverband, Deutsche Krankenhausgesellschaft, KBV sowie das Bundesgesundheitsministerium vertreten.

Bei den Reisekosten stehen private Belege in Höhe von 1100 Euro in Frage, die Sawicki unrechtmäßig erstattet bekommen haben soll. Gestoßen haben sich die Prüfer den Angaben zufolge auch an innerdeutschen Flügen, bei denen Sawicki regelmäßig Business-Class gebucht haben soll. Das Institut war bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Prüfung ist auch deshalb brisant, weil es Bestrebungen in der Koalition gibt, den in diesem Jahr auslaufenden Vertrag Sawickis nicht zu verlängern. Im Koalitionsvertrag sprechen sich die Fraktionen von Union und FDP dafür aus, die Arbeit des Instituts "unter dem Gesichtspunkt stringenter, transparenter Verfahren überprüfen". Dagegen hatten kürzlich erst auf Initiative eines Bremer Hausarztes etwa 600 Ärzte und Fachleute im Gesundheitswesen für eine Wiederwahl Sawickis plädiert.

Allerdings dürfte bei der Bewertung des neuen BDO Gutachtens ins Gewicht fallen, dass das Institut bereits 2008 wegen seiner Vergabepraxis ins Gerede gekommen war. In einem Gutachten vom 8. Februar 2008 hatte die BDO damals in "Netzwerkanalysen" Interessengeflechte bei Auftragsvergaben des IQWiG nachzuvollziehen versucht.

Dabei monierten die Wirtschaftsprüfer unter anderem Auftragsvergaben an das DleM - Institut für evidenzbasierte Medizin. Gesellschafter der Einrichtung sind unter anderem die Ehefrau Sawickis und die Ehefrau des Ressortleiters Arzneimittelbewertung im Institut. Vor zwei Jahren attestierte der IQWiG-Vorstand dem Instituts-Leiter zwar formale Fehler, hielt aber weiter an ihm fest. Finanziert wird das Institut mit Mitteln aus der GKV, im laufenden Jahr beträgt das Haushaltsvolumen nach IQWiG-Angaben etwa 13 Millionen Euro.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Blutzuckervariabilität

Wie die Time Below Range das Diabetes-Management verbessert

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung