Wo stehen Ärzte auf der Innovations-Bremse?

Veröffentlicht:

Patienten werden in Deutschland nicht gleichmäßig rasch mit innovativen Arzneien versorgt. In manchen Regionen löst sich der Fortschritts-Stau erst auf, wenn es preiswerte Generika gibt.

Von Helmut Laschet

BERLIN. Die Autoren des gestern in Berlin vorgestellten "Arzneimittel-Atlas 2009" haben das Verordnungsverhalten der Vertragsärzte nach Regionen analysiert. Die neue Erkenntnis: Innovationen werden in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt deutlich schneller von Ärzten akzeptiert als im Bundesdurchschnitt. In der Grundversorgung erreichten die in den letzten fünf Jahren neu eingeführten Wirkstoffe einen Marktanteil von 0,97 Prozent an der Grundversorgung in Deutschland. In den genannten drei neuen Ländern liegt der Marktanteil bei 1,4 bis 1,29 Prozent.

Umgekehrt gehen Ärzte in Bremen besonders zurückhaltend mit neuen Arzneien um: Dort erreichen Neueinführungen nur einen Marktanteil von 0,54 Prozent. Ausgeprägt konservativ verordnen auch die Vertragsärzte in Niedersachsen, Westfalen-Lippe, Schleswig-Holstein und Nordrhein.

Als Ursache vermutet Professor Bertram Häussler als Autor des "Arzneimittel-Atlas" Unterschiede in der Art und Wirksamkeit der von KVen und Kassen in der jeweiligen Region eingesetzten Steuerungsinstrumente - oder auch die Konsequenz, mit der Ärzte selbst diese Instrumente anwenden.

Dass hierbei Versorgungslücken aus wirtschaftlichen Erwägungen entstehen, zeigen die Autoren des "Arzneimittel-Atlas" in einem weiteren Schritt: Sie haben untersucht, ob es regionale Unterschiede gibt, wenn nach Patentablauf preiswerte Generika für ehemalige Innovationen zur Verfügung stehen. Das Ergebnis: In Regionen, in denen die Ärzte Innovationen zunächst sehr sparsam einsetzen, ist Jahre später der Nachholeffekt durch Generika besonders ausgeprägt. Dieser Effekt war in Bremen am höchsten und in Sachsen-Anhalt am niedrigsten.

Wo stehen Ärzte auf der Innovations-Bremse?

© Foto: DeVIcewww.fotolia.de

Weitere wichtige Daten aus dem "Arzneimittel-Atlas": Hauptausgabentreiber war erneut der Verbrauch mit plus 1,8 Milliarden Euro. Stärker als im Vorjahr war der Innovationseffekt mit einem Plus von 376 Millionen Euro. Dem stehen eine Reihe ausgabenmindernder Faktoren gegenüber, die sich auf 860 Millionen Euro addieren. Die wichtigsten davon sind der Generikawettbewerb (294 Millionen Euro) und Preissenkungen (326 Millionen Euro).

Lesen Sie dazu auch: Ärzte im Osten setzen früher auf Innovation

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma Agenda – Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Impulse für die Arzneimittelversorgung aus Patientenperspektive

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda

Nutzenbewertung

Eliglustat: Zusatznutzen nicht quantifizierbar

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung