Wohnzimmer für Demenzpatienten

Wohngemeinschaften sind bei Demenz auf dem Vormarsch: Im Schwalm-Eder-Kreis stellen Bürger ihre Wohnzimmer für die Tages-Pflege bereit. Skeptisch sind allerdings die Krankenkassen.

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Helfende Hände: Im Schwalm-Eder-Kreis gibt es die in 26 Wohnzimmern.

Helfende Hände: Im Schwalm-Eder-Kreis gibt es die in 26 Wohnzimmern.

© Slobodan Vasic / iStockphoto

FRANKFURT/MAIN (ine). Neue Wege geht ein Projekt der häuslichen Tagespflege im hessischen Schwalm-Eder-Kreis. Menschen stellen ihr Wohnzimmer tagsüber Demenzkranken zur Verfügung und betreuen sie in dieser Zeit auch. Pflegende Angehörige werden so entlastet.

Derzeit sind es 26 Haushalte, die an mehreren Tagen die Woche von 10 bis 15.30 Uhr ihre Türen für insgesamt 110 Pflegebedürftige öffnen, die sonst von ihren Angehörigen betreut werden. "Die meisten Gäste fallen unter die Pflegestufe eins und sind dement", sagt Bärbel Gregor, die das Projekt seit 2006 betreut, auf dem Thementag des Verbands der Ersatzkassen zur häuslichen Versorgung.

Die überwiegende Zahl der Laienhelfer sind Frauen. Pro Haushalt sind es immer zwei, die sich um die Pflegebedürftigen kümmern: Die Gastgeberin und eine zusätzliche Betreuerin. Sie werden zuvor geschult und kümmern sich um maximal fünf Pflegebedürftige. Fachkräfte überprüfen ihre Arbeit und beraten sie.

Der Aufwand an Absprachen ist hoch", erklärt Gregor. Es gibt etwa auch eine Pflege-Dokumentation und ein Beschwerde- und Notfallmanagement. Jeder Gastgeber erhält für den Pflegetag eine Aufwandsentschädigung von insgesamt 50 Euro samt Kostenerstattung für Verpflegung und Fahrtkosten.

"Umfragen haben gezeigt, dass die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen das familiäre und persönliche Ambiente schätzen, den strukturierten Tagesablauf mit Gesprächen, Spielen, gemeinsamen Mahlzeiten und Ruhepausen", so Gregor. Ob das Modellprojekt in die Regelversorgung aufgenommen wird, ist ungewiss.

Als Minimalanforderung müsste ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirksamkeit erfolgen, so der GKV-Spitzenverband. "Dieser fehlt derzeit leider", sagt Pressesprecherin Ann Marini. "Jenseits der Aussage, dass alle Beteiligten sich wohl fühlen, gibt es keinen Nachweis, dass und wie diese Form der Betreuung in Tagespflege wirkt."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: "Sowiedaheim" - klingt gut, ist gut

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