40 000 statt 400 000 Euro: Arzt geht gegen Regress vor

KIRCHHEIM (reh). Einen 400 000-Euro-Regress auf ein Zehntel reduzieren, das ist möglich, sagt nicht nur ein betroffener Hausarzt. Eine Juristin erklärt, wovon der Erfolg abhängt.

Veröffentlicht:
Fristsache: Wer rechtzeitig Einspruch einlegt und den Gang vor Gericht nicht scheut, zahlt meist weniger. © [M] Kalender: Steinach/imago | til

Fristsache: Wer rechtzeitig Einspruch einlegt und den Gang vor Gericht nicht scheut, zahlt meist weniger. © [M] Kalender: Steinach/imago | til

© [M] Kalender: Steinach/imago | til

Es hat den Kirchheimer Arzt Dr. Felix Krabetz zwar fünf Jahre und angesammelte Unterlagen, die in 30 Ordner passen, gekostet. Aber die Mühe war es dem hausärztlich tätigen Internisten, der in einer Gemeinschaftspraxis arbeitet, wert. Dabei ist er mit vier Verfahren und einem Restregress von 198  000 Euro vors Sozialgericht gezogen. Das erste Verfahren, das sich um Arzneimittel und einen Betrag von rund 40 000 Euro drehte, ist mittlerweile durch. "Die Entscheidung in diesem Verfahren bedeutet eine Reduzierung unserer Regresssumme um 80 Prozent." Die übrigen drei Verfahren ruhen derzeit. Aber Krabetz ist guter Hoffnung: Die Entscheidung im ersten Fall deute darauf hin, dass am Ende eine Gesamtregress-Summe von nicht mehr als 40 000 Euro übrigbleibe.

Zahlen, die die Heidelberger Fachanwältin für Medizinrecht Beate Bahner bestätigen kann. "Von 180 000 auf 25 000 Euro, von 60 000 Euro auf null, das ist möglich." Aber, um Erfolg zu haben, seien folgende Dinge wichtig: Der Arzt brauche eine gute Begründung. Zur Vorbereitung sollte er unbedingt Akteneinsicht verlangen, da in den Akten viele wichtige Infos schlummerten. Außerdem sollten sich Ärzte nicht nur auf Praxisbesonderheiten versteifen. Wichtig sei es, dass die Praxis ihre Verordnungen kenne und so zum Beispiel schwere Fälle genau darlegen könne. Hier könne die Praxis-EDV helfen. Ein bisschen Detektivarbeit sei es trotzdem.

Vor Gericht zähle aber auch der Eindruck, den der Arzt macht. "Der Arzt muss schon medizinisch und persönlich überzeugen", so Bahner. Schimpfen auf den Beschwerdeausschuss und die Politik seien eher kontraproduktiv. Und er müsse bereit sein, Zeit und Geld zu investieren. Bahner: "Man ist schnell mit 10 000 bis 15 000 Euro Anwaltskosten dabei."

Lesen Sie dazu auch: Sozialgericht verhilft Arzt zu Mini-Regress

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxisberaterin im Interview

So verbessern Kommunen die ärztliche Versorgung vor Ort

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Ein Mann greift sich an den Fuß.

© Jan-Otto / Getty Images / iStock

Therapievergleich

Akuter Gichtanfall: Am Ende machen alle Wirkstoffe ihren Job