Schmerzensgeld

70.000 Euro für unterlassene Koloskopie

Immer wieder wird wegen unterlassener Abklärung Schmerzensgeld fällig. So jetzt auch nach einer unerkannten Darmkrebserkankung.

Veröffentlicht:

BRAUNSCHWEIG. 70.000 Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz hat das Oberlandesgericht Braunschweig in einem jetzt veröffentlichten Urteilden Erben einer Patientin zugesprochen, die an einem zu spät entdeckten Darmkrebs gestorben war (Az.: 9 U 129/15). Das OLG bestätigte damit das Urteil der Vorinstanz.

Noch zu Lebzeiten hatte die Patientin ihren Internisten verklagt, weil dieser den Krebs übersehen hatte. Laut OLG habe der Arzt bei der Patientin trotz deren teils heftiger Analblutungen lediglich Hämorrhoiden und eine Analfissur diagnostiziert. Eine Darmspiegelung wurde unterlassen. Erst als die Patientin Monate später wegen eines anderen Leidens stationär aufgenommen wurde, kam der Tumor ans Licht.

Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits in die Leber gestreut. Dem Arzt, so das Gericht, sei ein grober Bahandlungsfehler vorzuwerfen. Da der Verzicht auf die Darmspiegelung „in gravierender Weise gegen die Regeln der ärztlichen Kunst verstoßen“ habe, greife die sogenannte Beweislastumkehr, wonach nun der Arzt habe beweisen müssen, „dass die um neun Monate verspätete Diagnose nicht für den weiteren Krankheitsverlauf ursächlich geworden sei“. Dies sei ihm nicht gelungen.

Auch sei der Schmerzensgeldanspruch nicht durch ein Mitverschulden zu mindern. Obwohl die Patientin weiterhin unter starken rektalen Blutungen gelitten habe, habe sie deswegen nicht unbedingt nochmal zum Arzt gehen müssen. Der Fissur-Diagnose des Internisten durfte sie „eine Zeit lang vertrauen“. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Übersicht

Eine Agenda für Seltene Erkrankungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Shared Decision Making ist gerade bei der Diagnostik und Therapie seltener Erkrankungen ein wichtiges Versorgungsprinzip. (Symbolbild mit Fotomodellen)

© Pixel-Shot / stock.adobe.com

Seltene Erkrankungen

Was auch Patienten tun können

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an