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Axa steigt in Markt für Online-Sprechstunden ein
Die private Axa Krankenversicherung steigt in den Markt für Online-Sprechstunden ein. Das Joint Venture GTV plant, im Oktober ein bundesweites Selbstzahlerangebot zu starten.
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Die Axa hofft auf einen weiteren Boom bei Videosprechstunden.
© [M] Arzt und Laptop: Apops / stock.adobe.com
Köln. Die Axa Krankenversicherung hat 49,9 Prozent an der Gesellschaft für telemedizinische Versorgung (GTV), einem Videosprechstunden-Anbieter erworben.
Für den Kölner Versicherer ist die Beteiligung ein weiterer Schritt in dem Bemühen, eine aktivere Rolle in der Patientenversorgung zu spielen. „Wir wollen gemeinsam Versorgung gestalten“, skizziert Klaus-Dieter Dombke, Leiter des strategischen Leistungs- und Gesundheitsmanagements bei der Axa Kranken, die Zielsetzung.
„Beratungsangebot ganz anders ausrichten“
GTV wurde 2020 von MD Medicus gegründet, das auf medizinische Assistance- und Serviceleistungen spezialisierte Unternehmen bleibt Mehrheits-Eigner. Dombke geht davon aus, dass Videosprechstunden weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Der Krankenversicherer macht seinen Vollversicherten schon länger ein entsprechendes Angebot. Zunächst hatte er dabei auf den Münchener Anbieter Teleclinic gesetzt, ist in diesem Jahr aber zu MD Medicus gewechselt.
MD Medicus arbeitet mit 80 angestellten Ärztinnen und Ärzten, die Online-Beratung ist rund um die Uhr erreichbar. Das ist aber nicht der entscheidende Vorteil, sagt Dombke. „Wir können das Beratungsangebot jetzt ganz anders ausrichten.“
Er nennt ein Beispiel: Wenn sich ein Axa-Versicherter bei GTV wegen Grippe-Symptomen meldet und der Arzt während der Beratung den Eindruck hat, der Anrufer könnte unter Asthma oder einer anderen chronischen Erkrankung leiden, macht er ihn auf die entsprechenden Versorgungsangebote der Axa aufmerksam.
Zusätzlichen Mehrwert bieten
„Wir versuchen, jede Chance zu nutzen, um den Kunden zusätzlichen Mehrwert zu bieten“, so Dombke. Für den Versicherer biete sich damit die Möglichkeit, mehr Einfluss auf Behandlungsqualität und Kosten zu nehmen. Die digitalen Dienstleistungen von GTV stehen anderen PKV-Unternehmen ebenso wie gesetzlichen Kassen offen – MD Medicus hat bereits Kooperationspartner in PKV und GKV. „Wir freuen uns, wenn andere mitmachen wollen.“
Im Oktober steht bei GTV ein wichtiger weiterer Schritt auf dem Programm: „Wir werden damit beginnen, den Online-Arztservice allen Menschen in Deutschland anzubieten“, kündigt Axa-Experte Dombke an. Jeder, der Interesse habe, könne bei GTV eine Videosprechstunde in Anspruch nehmen und erhalte dann eine GOÄ-Rechnung.
Die GTV-Services seien ebenso wie das Gesundheitsmanagement der Axa als Ergänzung zu den etablierten Versorgungsangeboten zu sehen, betont Dombke. „Es geht uns nicht darum, die bestehenden Arzt-Patienten-Beziehungen zu unterwandern. Die freie Arztwahl bleibt selbstverständlich unberührt.“ (iss)