Soziale Gesundheit

Beschäftigte im Homeoffice sind leistungsfähiger

Digitalisierung und mobiles Arbeiten wirken sich laut einer Studie der Barmer positiv auf die soziale Gesundheit aus. Dafür müssen sich Unternehmen und Arbeitnehmer aber an gewisse Spielregeln halten.

Kathrin HandschuhVon Kathrin Handschuh Veröffentlicht:
Frauen fällt die Abgrenzung im Homeoffice zwischen Beruf und Privatleben oftmals weniger leicht als Männern. Nur 54 Prozent haben einen abgetrennten Arbeitsbereich. Bei Männern sind es 64 Prozent.

Frauen fällt die Abgrenzung im Homeoffice zwischen Beruf und Privatleben oftmals weniger leicht als Männern. Nur 54 Prozent haben einen abgetrennten Arbeitsbereich. Bei Männern sind es 64 Prozent.

© epixproductions / stock.adobe.com

Berlin. Digitalisierung und mobiles Arbeiten machen die Beschäftigten leistungsfähiger und weniger stressanfällig. Das geht aus der aktuellen, repräsentativen Studie „social health@work“ der Barmer und der Universität St. Gallen hervor.

Zwar steige das Stresslevel bei der Einführung digitaler Arbeitsmethoden deutlich an (plus sechs Prozent). Danach falle es aber um über 14 Prozent ab, betonte Barmer-Vorsitzende Professor Christoph Straub am Donnerstag in einer digitalen Pressekonferenz.

Für die Langzeitstudie werden über dreieinhalb Jahre hinweg rund 8000 Erwerbstätige in insgesamt acht Wellen zur sozialen Gesundheit befragt, „ein untererforschtes Feld“ wie der Autor der Studie, Professor Stephan Böhm von der Universität St. Gallen, betonte.

Die aktuellen Ergebnisse stammen aus der im Juli vergangenen Jahres abgeschlossenen dritten Welle. In diesen 18 Monaten ist die Zahl der mobil Arbeitenden von 56 auf 59 Prozent gestiegen.

Arbeitgeber sind gefordert

Damit sich die Arbeitnehmer im Homeoffice weniger gestresst fühlen, müssten allerdings bestimmte Faktoren erfüllt sein: Eine wichtige Rolle spielt dabei die Möglichkeit der Abgrenzung. „Die Beschäftigten müssen Beruf und Privatleben auch bei mobilem Arbeiten klar trennen können“, erläuterte Straub. Dazu gehören neben einem festen Arbeitsplatz, der nach getaner Arbeit wieder verlassen werden kann, auch die zeitliche Abgrenzung.

Hier seien vor allem die Arbeitgeber gefragt, sagte Böhm. „Unternehmen müssen ganz klar kommunizieren, dass Abgrenzung gewünscht ist.“ Beschäftigte bräuchten Regeln wie sie beispielsweise mit E-Mails vom Chef umgehen, die freitagnachmittags noch reinkommen. Müssen diese noch beantwortet werden?

Frauen gelingt die Abgrenzung laut Studie übrigens weniger gut: Während 64 Prozent der Männer einen abgetrennten Raum zum Arbeiten nutzen können, trifft das lediglich auf 54 Prozent der Frauen zu. „Frauen müssen immer noch häufiger den Spagat zwischen Familie und Karriere leisten. Das kann das ungestörte Arbeiten im Homeoffice enorm erschweren“, so Straub.

Defizite bei der Chancengleichheit

Ausschlaggebend für die soziale Gesundheit ist auch das Verhältnis zu den Kollegen. Dreiviertel der Befragten gaben an, dass sie sich zu ihrem Team zugehörig fühlen und authentisch sein können. Ein großes Problem sei dagegen die Chancengleichheit: Hier machten die Forscher noch deutliche Defizite aus. Denn nur rund 42 Prozent der Befragten nehmen gleiche Chancen etwa bei der Karriere und der Bezahlung wahr.

Bei den Männern sahen 45 Prozent eine Chancengleichheit, bei den Frauen waren es dagegen weniger als 40 Prozent. „Ein ausgeprägtes Inklusionsklima innerhalb eines Teams ist elementar für ein erfolgreiches mobiles Arbeiten. Motivation ist aber nur ein Aspekt. Chancengleichheit ist ebenso wichtig. An dieser Stelle sollten Unternehmen noch stärker als bisher ansetzen“, sagt Böhm.

Die Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitarbeiter hängt aber auch stark vom digitalen Reifegrad des jeweiligen Unternehmens ab. Ohne Hilfe von außen sei ein gesundes digitales Arbeiten nicht immer ohne Weiteres umsetzbar, betonte Straub. Die Barmer biete daher viele Programme an, die Arbeitgeber bei der Umsetzung optimaler mobiler Arbeitsbedingungen unterstützen könnten.

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