Genome Editing

Bremst das EuGH-Urteil Innovation aus?

Die Biotech-Branche wertet das Luxemburger Urteil als schlechtes Omen für die Arzneiforschung.

Veröffentlicht:

FRANKFURT/LUXEMBURG. Selten war die Empörung über eine höchstrichterliche Entscheidung vonseiten der Industrie so groß wie jetzt nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Mittwoch zum Genome Editing, das mutagene und transgene Verfahren gleichstellt. Die Richter entschieden, dass mit Genome Editing bei jeder Anwendung gentechnisch veränderte Organismen (GVO) entstehen, auch wenn ihr Erbmaterial von natürlichen Varianten oder konventionellen Züchtungsergebnissen nicht zu unterscheiden ist.

Aus Sicht der beim Verband der Chemischen Industrie (VCI) angesiedelten Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) wird mit dieser pauschalen Ausweitung der europäischen GVO-Richtlinie das enorme Innovationspotenzial von Genome Editing für die Landwirtschaft blockiert sowie für Medizin und biobasierte Chemikalien behindert. "Das Urteil ist eine sehr schlechte Nachricht für Pflanzenzüchter, Arzneimittelforscher und Hersteller biobasierter Chemikalien. Hochinnovative Methoden wie Crispr/Cas werden überreguliert, ohne dass dies wissenschaftlich gerechtfertigt wäre", echauffiert sich DIB-Geschäftsführer Ricardo Gent.

Die Auffassung des Gerichtes, dass moderne Verfahren der Mutagenese, wie das Genome Editing, vergleichbare potenzielle Risiken bergen wie ältere Transgenese-Verfahren teile die DIB nicht. Wenn die Politik die Anwendung von Genome Editing auf dieser Basis einschränken werde, so Gent, würden Deutschland und Europa gegenüber Ländern wie China und den USA in allen Bereichen der Biotechnologie ins Hintertreffen geraten.

Mit Genome Editing gibt es heute laut Gent molekularbiologische Werkzeuge, die große Chancen für die Erforschung und Entwicklung neuer Therapien eröffnen. "Durchbrüche wie die Crispr/Cas-Methode verheißen viele innovative Anwendungen in den Bereichen Medizin, Agrarwirtschaft und Industrie", hieß es jüngst auch in einer Analyse des Fachbereichs Biotechnologie im Verein deutscher Ingenieure (VDI). (maw)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesetzgebungsvorhaben des BMG

Was das Gesundheitsministerium plant – und was es liegenlässt

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bei der Frage, ob und wann die Nieren gespült werden sollten, herrscht Uneinigkeit.

© Hifzhan Graphics / stock.adobe.com

Akutes Nierenversagen

Fragwürdige Nierentherapien: Nicht unnötig spülen!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung