Telemedizin

Coronavirus-Pandemie wird zur Bewährungsprobe für digitale Strukturen

Die Berliner Charité zieht eine Zwischenbilanz in Sachen Corona und Digitalisierung: Was nützt und welche Herausforderungen sind zu meistern?

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Videosprechstunde: Die Digitalisierung ist ein Gewinner der Corona-Pandemie.

Videosprechstunde: Die Digitalisierung ist ein Gewinner der Corona-Pandemie.

© Syda Productions / stock.adobe.com

Berlin. Die gegenwärtige Coronavirus-Pandemie verleiht der Digitalisierung im Gesundheitswesen mächtig Aufwind. Sie zeigt aber auch: Es läuft nicht alles reibungslos und stellt Hausärzte und Kliniken vor Herausforderungen.

Verwaltung, Pflege und Versorgung müssen neu gedacht werden – nicht selten digital, wie Dr. Peter Gocke, Chief Digital Officer (CDO) bei der Charité Universitätsmedizin Berlin am Dienstag erläuterte: „Die Pandemie fungiert als Turbo der Digitalisierung, aber wir sollten Strukturen einfügen, die wir auch im Regelfall nutzen können, damit sie dann auch in Krisensituationen einfach nutzbar ist.“

Die Coronavirus-Pandemie zeige deutlich, dass Patienten digitale Angebote einfordern. Das macht Gocke unter anderem an der hohen Nachfrage der CoV-App der Charité aus: „Die CoV-App hat binnen weniger Tage die Präsenz-Sprechstunde überholt.“

App und Online-Sprechstunde verzeichnen Zulauf

Enormen Zulauf verzeichnet seinen Angaben zufolge auch die Online-Sprechstunde der Charité. „Mittlerweile bieten wir 140 Sprechstunden online an. Das war für viele zwar etwas Neues, die Einweisung dauert insgesamt aber nur sehr kurz. Das ist nicht viel komplizierter als ein Videocall.“

Die Einfachheit in der Anwendung sei ein entscheidender Faktor: „Es fehlt die Zeit, sich erst noch lange in Anwendungen einzuarbeiten“. Die Online-Sprechstunde entlaste darüber hinaus auch die Pflege, da weniger Patienten vor Ort versorgt werden müssten.

An der Charité setzt man derzeit auch vermehrt auf Telepräsenzroboter, die, ausgestattet mit Kamera und Mikrofon, Ärzten ermöglichen, Expertise auszutauschen. Mittlerweile seien statt zehn 30 Roboter im Einsatz, die 18 Intensivstationen miteinander verknüpfen.

Erprobte Prozesse ausgeweitet

Gocke übt Kritik an der Vielzahl digitaler Anwendungen und lokaler Lösungen, die derzeit den Markt fluten: „Wir brauchen Systeme, die geeignet sind, strukturiert Daten zu erheben und daraus Maßnahmen ableiten können.“

Insbesondere in der gegenwärtigen Situation zeige sich, dass sich Patienten zwischen verschiedenen Strukturen des Gesundheitswesen bewegten, etwa dem Gesundheitsamt, der Hausarztpraxis und Kliniken. Wichtig sei, dass die Daten über einen zentralen Kanal bereitstünden, der auch einen Kommunikationsweg zum Patienten darstellt.

Gocke bringt die Telematikinfrastruktur und die elektronische Patientenakte ins Spiel: „Wir müssen die Telematik konsequent weiterdenken. Sie dient schließlich nicht nur zum Austausch und Ablegen von Daten, sondern auch dem Informationsaustausch. Der Patient muss mit eingebunden werden.“

Spätestens nach der Pandemie müsse man sich zusammensetzen, um zu schauen, welche Anwendungen dienlich seien, einer weiteren Krise standzuhalten. Dann müsste man auch wieder über die Risiken diskutieren, etwa hinsichtlich des Datenschutzes. (mu)

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