Lebensmittelinfektionen

Diagnose-Anbieter profitieren von der Angst

Ob EHEC, Gammelfleisch oder Darmkeime auf Salat: Die Angst vor Lebensmittelinfektionen ist weltweit groß. Davon profitieren börsennotierte Anbieter von Diagnoseverfahren.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Mutmaßlich verdorbenes Fleisch wird in einem Landeslabor auf Keime untersucht.

Mutmaßlich verdorbenes Fleisch wird in einem Landeslabor auf Keime untersucht.

© J. W. Alker/dpa

NEU-ISENBURG. Eier, Fleisch, Fisch, Schokolade und Salat - all diese Nahrungsmittel sind anfällig für die Kontamination durch Bakterien, Viren und Parasiten, die schwere Lebensmittelvergiftungen hervorrufen.

Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erleiden weltweit Jahr für Jahr mehr als zwei Milliarden Menschen Erkrankungen, die durch verunreinigtes Essen hervorgerufen werden.

Davor sind auch die Industrienationen nicht gefeit. In den USA sind Lebensmittelinfektionen nach einem Bericht des Centers for Disease Control (CDC) die Ursache von jährlich 48 Millionen Erkrankungen.

Dies führt auch zu massiven wirtschaftlichen Schäden.

In Deutschland bescherte 2011 die Epidemie mit EHEC und dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) nach WHO-Berechnungen der Nahrungsmittelbranche Verluste von rund 1,5 Milliarden Euro.

Auslöser war mit dem Darmbakterium E. Coli verunreinigtes Sprossengemüse. Weil der Verursacher nicht sofort ermittelt wurde, schränkten Verbraucher den Konsum zahlreicher im Verdacht stehender Lebensmittel massiv ein.

EHEC wirkte als Konsumbremse

Dies führt dazu, dass weltweit Nahrungsmittelproduzenten immer umfangreicher Lebensmittel testen, bevor sie in den Handel gelangen.

Dies wird in den kommenden Jahren nach einer neuen Studie der Credit Suisse Umsatz und Gewinn börsennotierter Konzerne beflügeln, die auf Diagnoseverfahren von Lebensmittel spezialisiert sind.

"Eine hohe Qualität ihrer Produkte ist von entscheidender Bedeutung für Lebensmittelunternehmen", schreiben die Analysten.

Deshalb seien Nahrungsmittelanbieter gezwungen, "ihre Bemühungen zur Steigerung der Sicherheitsstandards ihrer Produkte noch weiter voranzutreiben".

Die dafür nötigen Diagnoseverfahren liefern Gesellschaften wie die niederländische Qiagen Holding, die US-Anbieter Idexx Laboratories und Neogen sowie die Schweizer Roche Holding, zu deren Tochterunternehmen der Diagnostik-Spezialist Genentech zählt.

In den vergangenen drei Jahren sind die Aktien all dieser auch an deutschen Börsen notierten Konzerne kräftig gestiegen. Die stärksten Zuwächse verzeichneten dabei die drei Gesellschaften, die sich allein auf die Entwicklung von immer exakteren Diagnoseverfahren fokussieren.

Der Aktienkurs von Neogen legte, in Euro gerechnet, seit Mai 2012 um 96 Prozent zu. Das Papier von Idexx Laboratories gewann im selben Zeitraum 75 Prozent, Qiagen 68 Prozent. Hingegen legte die Aktie des breiter aufgestellten Pharma- und Diagnostikakonzerns Roche "nur" um 53 Prozent zu.

Hohe Umsatz- und Gewinnzuwächse

Was die Aktien der Spezialisten treibt, sind die hohen Umsatz- und Gewinnsteigerungen, die ihnen die wachsende Nachfrage nach ihren Analyseverfahren beschert. Der 1982 gegründete Anbieter Neogen konnte in den vergangenen 92 Quartalen kontinuierlich den Ertrag anheben.

Im Geschäftsjahr 2014 erzielte der Konzern aus Lansing im US-Bundesstaat Michigan einen Nettogewinn nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 28,1 Millionen US-Dollar. Im ersten Quartal dieses Jahres betrug der Nettogewinn 7,45 Millionen US-Dollar (6,7 Millionen Euro).

Das ist ein Plus von 13 Prozent gegenüber den 6,57 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum, obwohl die Gewinne aus dem Europageschäft durch den Kursanstieg der US-Währung zum Teil aufgefressen wurden.

In den kommenden Jahren werde der Konzern dennoch seine Aktivitäten außerhalb der USA weiter ausbauen, sagt Vorstandschef James Herbert. "Wir sehen das größte Wachstumspotenzial jenseits der amerikanischen Grenzen."

Auch Idexx Laboratories machte der starke Dollar zuletzt zu schaffen. Der Gewinn pro Aktie stieg dennoch im ersten Quartal um zehn Prozent auf umgerechnet 0,86 Euro.

Für das Gesamtjahr erwartet Vorstandschef Jonathan Ayers für den Konzern ein "organisches Wachstum von zwölf bis 13 Prozent".

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