Marktanalyse
Diagnostica-Branche mit deutlichem Umsatzrückgang
Der deutsche In-vitro-Diagnostik-Markt verzeichnet für das Jahr 2022 Umsatzrückgänge um bis zu 44 Prozent. Ursache ist vor allem das Ende der pandemiebedingten Sonderkonjunktur.
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Die Coronadiagnostik machte im Jahr 2022 noch 37 Prozent des Gesamtmarkts aus, im Vergleich zu 65 Prozent im Vorjahr.
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Berlin. Die Umsätze im deutschen In-vitro-Diagnostik-Markt (IVD) sind im vergangenen Jahr um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Das hat der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) aktuell bekanntgegeben. Insgesamt lagen sie bei 3,54 Milliarden Euro, einschließlich der Corona- und Routinediagnostik. Der Verband spricht vom Ende der pandemiebedingten Sonderkonjunktur. Im Jahr 2021 sei zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie das höchste Testaufkommen verzeichnet worden.
„Der Alltag hält wieder Einzug in die IVD-Branche. Für uns heißt es zunächst Konzentration auf unser Kerngeschäft. Aber wir erwarten für die Labordiagnostik starke Impulse durch die nun hoffentlich voranschreitende Digitalisierung der Gesundheitsversorgung und Pflege“, sagt der VDGH-Vorsitzende Ulrich Schmid. Die Coronadiagnostik machte im Jahr 2022 noch 37 Prozent des Gesamtmarkts aus, im Vergleich zu 65 Prozent im Vorjahr. Seit Beginn dieses Jahres sei das Corona-Testgeschehen auf eine Restgröße gesunken. Die Routinediagnostik verzeichnete laut Bericht ein flaches Wachstum von 1,3 Prozent gegenüber 2021.
Düstere Aussichten
Für das laufende Jahr erwartet nur rund ein Drittel der Unternehmen eine gute oder sehr gute wirtschaftliche Situation. Rund 12 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Dennoch bleibe die Investitionsbereitschaft der IVD-Industrie hoch, wobei etwa 10 Prozent des Inlandsumsatzes in Forschung und Entwicklung flößen. Das zeigt sich auch in der Produktpalette: Rund 75 Prozent der Unternehmen planen, im Jahr 2023 neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Der Verband sieht in den bürokratischen Hürden der seit Mai 2022 geltenden EU-Verordnung über In-vitro-Diagnostika (IVDR) eine besondere Herausforderung für die Unternehmen. Insbesondere die fehlende regulatorische Infrastruktur der Benannten Stellen sorge für einen Flaschenhals beim Inverkehrbringen von IVDs. So seien erst 21 Prozent der aktuellen Produkte nach den neuen Vorgaben zertifiziert. Mit bis zu 36 Monaten hat hier die Prozessdauer einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Folge: Jedes sechste Bestandsprodukt wird vom Markt genommen und weniger Hersteller wollen ihre Innovationen zuerst in Europa auf den Markt bringen. (eb)