Dunkle Wolken am Sonnenstrom-Himmel

Mit Solarfonds konnten Anleger bislang attraktive Renditen erzielen. Jetzt kappen immer mehr Staaten die Einspeisevergütung.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Die Sonne als Renditespender? Derzeit ein Spiel mit Risiko.

Die Sonne als Renditespender? Derzeit ein Spiel mit Risiko.

© C. Meyer / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Solarfonds haben ihren Nimbus als absolut sicheres Investment verloren. Mit Tschechien und Spanien haben bereits zwei europäische Staaten die Förderbestimmungen für Sonnenstrom zum Nachteil der Fondsanleger verändert. Weitere Regierungen könnten folgen.

22 Millionen Euro Eigenkapital haben die Anleger des Solarpark-Fonds des Emissionshauses MPC in vier spanische Photovoltaikanlagen investiert. Jetzt bekamen sie ein unerfreuliches Schreiben: Die Ausschüttungen würden deutlich geringer ausfallen als erwartet, teilte ihnen die Geschäftsleitung mit.

Der Grund: Spanien hat jetzt die Einspeisevergütung für aus Sonnenlicht gewonnenen Strom mit sofortiger Wirkung massiv gekappt. "Wir müssen bei unserem Fonds bis 2013 die Ausschüttungen pro Jahr um 25,6 Prozent reduzieren", sagt MPC-Sprecher Michael Benninghoff.

Der Vorgang zeigt, dass geschlossene Solarfonds keine sicheren Anlageprodukte sind. Die Beteiligungsmodelle investieren in gigantische Photovoltaikparks, die Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandeln. Das Problem: Die Anlagen sind in der Anschaffung weit teurer als ebenso leistungsstarke Gaskraftwerke, ihre Energieausbeute ist aber nicht einmal halb so groß.

Deshalb haben zahlreiche europäische Staaten die Energieversorger bislang verpflichtet, für Strom aus Sonnenlicht Preise zu zahlen, die weit über dem Marktniveau liegen. Dadurch konnten die Initiatoren ihren Anlegern jährliche Ausschüttung von 6,5 Prozent und mehr auf das investierte Eigenkapital in Aussicht stellen.

Allerdings haben die Versorgungsunternehmen den Strompreis für die Endverbraucher erhöht, um die Einspeisevergütungen zahlen zu können. In Deutschland stieg seit Januar der Strompreis im Schnitt um mehr als zehn Prozent.

In zahlreichen europäischen Staaten gibt es deshalb massive Bürgerproteste. Nicht nur Spaniens Regierung hat auf den Druck reagiert. In Tschechien wurde gerade eine Sondersteuer von 26 Prozent auf Solarerträge eingeführt. Das Geld soll an die Versorger fließen, damit diese die Stromkosten für Privathaushalte und Unternehmen niedrig halten.

Die Schritte der Regierungen in Prag und Madrid treffen empfindlich die einzige Sparte unter den Beteiligungsmodellen, die vergangenes Jahr einen deutlichen Zuwachs verzeichnen konnte. Nach Berechnungen der Ratingagentur Feri sammelten Anbieter von Solarfonds 2010 insgesamt 920,9 Millionen Euro Eigenkapital bei Sparern ein - ein Plus von 128 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

 Hingegen investierten Anleger 2010 neun Prozent weniger Kapital in geschlossene Immobilienfonds und sogar 14 Prozent weniger in Schiffsfonds.

In der Branche wird nun befürchtet, dass weitere Länder den Beispielen Spaniens und Tschechiens folgen werden. Brisant wird es, wenn Staaten die Einspeisevergütung so weit kappen, dass die Fonds ihre Bankkredite nicht mehr bedienen können, sagt Peter Mattil, Fachanwalt für Kapitalanlagerecht.

 "Dann werden die Kreditinstitute auf das eingezahlte Eigenkapital der Anleger zugreifen." Steffen Möller, Chefanalyst der auf die Bewertung geschlossener Fonds spezialisierten Ratingagentur Scope, erwartet, dass deshalb viele Anleger nun Solarfonds scheuen werden. "Ein erheblicher Markteinbruch dürfte unausweichlich sein."

Dabei haben Emissionshäuser gerade erst mehr als 30 neue Solarfonds aufgelegt, für die sie nun Anleger suchen. Die meisten dieser Beteiligungsmodelle wollen in Sonnenstromkraftwerke in Italien investieren. Auch dort gibt es massive Proteste gegen die hohen Strompreise.

Solarfonds waren 2010 die Lieblinge der Anleger
Platzierungszahlen aller Assetklassen im Jahr 2010

Assetklasse
Jahr 2010 Veränderung
zu 2009
EK
in Mio. m
FV
in Mio. m
Kredite EK FV
Immobilienfonds 2.301,2 4.235,5 1.934,3 -9% -4%
Schiffsfonds 747,2 1.339,6 592,4 -14% -23%
Flugzeugfonds 533,5 1.130,0 596,5     31% 28%
Private-Equity-Fonds 620,2 630,7 10,5    34% 29%
LV-Fonds 168,5 465,8 297,3 30% 194%
Solarfonds 920,9 2.470,3 1.549,4 128% 118%
Spezialitätenfonds 939,1 1.012,4 73,3 40% 28%
Medien- und
Leasingfonds
12,6 12,6 0 30%  30%
Summe 6.243,1 11.297,0 14%  18%
Quelle: Feri EuroRating EK = Eigenkapital, FV = Fondsvolumen - Tabelle: Ärzte Zeitung
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