Innovationen

E-Health auch für ältere Diabetiker geeignet

Auch Senioren mit Diabetes können E-Health nutzen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Die Lösungen müssen alltagsgerecht sein und sich in das soziale Umfeld integrieren lassen.

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Glukosesensor und Scanner ermöglichen ein lebensqualitätsorientiertes Management von Diabetes.

Glukosesensor und Scanner ermöglichen ein lebensqualitätsorientiertes Management von Diabetes.

© NataliiaB. / stock.adobe.com

Bochum. Technische Hilfsmittel bei Diabetes zielen bislang eher auf jüngere und alltagskompetente Patienten. Für ältere Patienten dagegen mangelt es an geeigneten Anwendungen.

Für sie sei es wichtig, dass E-Health-Lösungen alltagsgerecht sind und in das soziale Umfeld integriert werden könnten, schreibt Michael Uhlig vom InnovationsZentrum Gesundheitswirtschaft contec GmbH in Bochum in einem Beitrag für „Der Diabetologe“.

Mit Coachingprogrammen für Betroffene oder mit Telemonitoring lasse sich ein lebensqualitätsorientiertes Management der Krankheit realisieren (Diabetologe 2020; 16:120-126).

Entwickler binden Ärzte und Pflegekräfte ein

Gemeint ist damit die virtuelle, telefonische oder persönliche Unterstützung des Patienten. Dieses funktioniere auf Basis einer elektronischen Akte und bestimmter Kommunikationsregeln, Vitalparameter würden kontinuierlich überwacht, so Uhlig.

Für Notfälle können Behandlungspläne hinterlegt werden. Bereits vorhandene Modelllösungen, etwa des DITG (Deutsches Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung) oder des WZAT (Westdeutsches Zentrum für Angewandte Telemedizin) binden dazu die behandelnden Ärzte oder Pflegekräfte ein.

Der Arbeitskreis Telemedizin und Telematik der Arbeitsgemeinschaft Geriatrie und Pflege der DDG (Deutschen Diabetes Gesellschaft) hat im Jahre 2019 Kriterien für die Anwendbarkeit von E-Health-Lösungen aufgestellt. Zunächst sollte die Lösung auf eine vorhandene Versorgungslücke zielen: Was gibt zu verbessern? Der Nutzen ergebe sich aus einer im Vergleich schnelleren, einfacheren oder an individuellen Zielvorstellungen orientierten Lösung.

Ein weiteres Kriterium ist die Akzeptanz der Anwendung: Ist sie gut nutzbar, verständlich und bedienerfreundlich? Ist sie effektiv? Hinzu kommen Parameter zur Qualitätssicherung und zu ethischen Prinzipien. Es sollen „keine grundsätzlichen Abstriche am Standard von Leitlinien und (Experten-) Standards“ gemacht werden. Als besonders wichtig werden Arbeitserleichterungen für die involvierten Professionen erachtet.

Unterstützung bei kognitiven Einschränkungen

Eine Auswertung verfügbarer Apps für mobile Endgeräte (M-Health) wie Tablets, Smartphones, Wearables oder Umgebungssensoren zur Datenerfassung und unterstützenden Diagnostik und Behandlung haben im Herbst 2017 insgesamt 255 deutschsprachige Apps zum Thema Diabetes im Google Play Store erfasst.

Acht dieser Apps bestimmten über 80 Prozent des Marktes. Der Schwerpunkt lag mit 80 Prozent auf digitalen Tagebüchern, in 63 Prozent der Apps wurden Werte berechnet. In jeweils sechs von zehn Apps wurden die Daten grafisch ausgewertet und die Tagebucheinträge konnten geteilt werden.

Etwa jede dritte App bot Informationen zum Thema Diabetes an. Hinzu kamen zum Beispiel Erinnerungsfunktionen, Nährwerttabellen, Schnittstellen zu Messgeräten, teilweise auch automatisiertes Feedback und Motivationsfunktionen in Form von Push-Benachrichtigungen.

Technologiebasierte Unterstützung hilfreich

Die Multimorbidität im Alter habe Auswirkungen auf die Selbstmanagementfähigkeiten, so Uhlig. Gerade in der Übergangsphase noch erhaltener kognitiver Funktionen und Demenz falle es vielen Menschen schwer, Autonomie abzugeben oder Therapie-Deeskalationen zu akzeptieren.

Auch für diesen Patientenkreis könnten technologiebasierte Unterstützungen hilfreich sein, vorausgesetzt, sie sind effektiv, werden von den Anwendern akzeptiert und können von ihnen umgesetzt werden. Dies, so Uhlig, werde nur möglich sein, wenn die Techniklösungen mit sozialen Dienstleistungsangeboten verknüpft würden. (ner)

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