Doktor 2.0

Ein eigener Verband für Internetmedizin

Mehr seriöse Web-Angebote für Patienten. Das ist nur ein Wunsch von Urologe Jens Orthmann. Er hat den Bundesverband Internetmedizin mitgegründet - und will seine Kollegen für das Web begeistern.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Wer heutzutage effizient und kommunikativ arbeiten will, kommt am Internet nicht vorbei.

Wer heutzutage effizient und kommunikativ arbeiten will, kommt am Internet nicht vorbei.

© Konstantin Yuganov / fotolia.com

KIEL. Er hat schon als Student gern mit der Hardware getüftelt, nutzt heute die neuen Medien wie selbstverständlich in seinem Alltag: Urologe Jens Orthmann ist einer der niedergelassenen Ärzte, die auch in ihrem Beruf nicht ohne modernste Technik auskommen möchten. Jetzt hat Orthmann den Bundesverband Internetmedizin (BIM) mitgegründet.

"Medizin ist immer ein innovatives Fach gewesen. Medizin und Internet gehören für mich zusammen", sagte der 43-Jährige.

Der niedergelassene Arzt beobachtet aber auch, dass viele seiner Kollegen zumindest die zweite Aussage nicht vorbehaltlos unterschreiben würden.

Im Regionalen Praxisnetz Kiel etwa, wo Orthmann als Vorstandsmitglied tätig ist, arbeiten manche Kollegen in der Praxis noch immer ohne E-Mail und nutzen das Faxgerät als wichtigstes Kommunikationsmittel.

Orthmann will dazu beitragen, dass sich mehr seiner Kollegen für neue Technik öffnen und neben den Risiken auch die Chancen des Internets erkennen.

"Gerade als niedergelassener Arzt muss ich aufgeschlossen für neue Technik sein, um effizient und kommunikativ arbeiten zu können", betont der seit 2005 niedergelassene Urologe, der in einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis arbeitet.

Mit Blick auf die zahlreichen Internetforen, in denen sich Patienten inzwischen informieren, hofft Orthmann auf die Etablierung von mehr seriösen Angeboten. Klar ist für ihn, dass Ärzte die Entwicklung nicht nur als Beobachter verfolgen dürfen: "Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie sind: im Internet."

Der neue Verband ist dafür nach seiner Ansicht ein wichtiger Schritt. "Hier treffe ich auf Leute, die mich verstehen und die ich nicht erst überzeugen muss. Man kann sich über Dinge austauschen, die es heute noch nicht gibt", sagt er.

Offen nicht nur für Ärzte

Wegen des breiten Spektrums an Mitgliedern - neben Ärzten sind hier auch Kreative, Manager und Rechtsanwälte vertreten - erwartet er fruchtbare Diskussionen, aber auch zielgerichtete Projekte, die nicht von Partikularinteressen gebremst werden.

Orthmann würde es begrüßen, wenn weitere Ärzte sich intensiver mit dem Thema beschäftigen und ihre Ideen einbringen: "Voraussetzung ist nicht Wissen, sondern Interesse."

Fest steht für ihn, dass das Internet die Medizin in den kommenden Jahren weiter prägen wird. Dabei geht es für ihn um den Abbau von Barrieren: "Das System soll für uns arbeiten, nicht wir für das System."

Der BIM hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Internetmedizin durch Vernetzung, Information und aktive Maßnahmen zu fördern und das Angebot zu verbessern. "Erst Internetmedizin macht aus unserem Gesundheitssystem ein vernetztes System der Gesundheit.

"In der Überwindung einer heute noch vielfach anzutreffenden Blockadehaltung hin zu qualitätsgesicherten Leistungsangeboten liegt speziell für die Ärzteschaft eine greifbare Chance, viele unserer heutigen systemspezifischen Probleme zu lösen und die Zukunft der Medizin proaktiv mitzugestalten", sagte der frühere Klinikmanager und Buchautor Dr. Markus Müschenich ("55 Gründe Arzt zu werden") zur Gründung des Verbandes im Haus der Ärztegenossenschaft Nord, die selbst Mitglied im Verband ist.

Vorstandssprecher ist der auf Medizinrecht spezialisierte Hamburger Rechtsanwalt Sebastian Vorberg. Zum Begriff Internetmedizin stellte er klar, dass Telemedizin als Teilaspekt der Internetmedizin zu verstehen sei.

"Über die technische Infrastruktur hinaus geht es uns auch um Kommunikation, um eine Integration von übergeordneten gesellschaftlichen Entwicklungen und um die Förderung der aktiven Teilnahme des Patienten."

Der Verband ist offen für Unternehmen, Verbände und Einzelpersonen, die sich für die Etablierung einer patientenorientierten Internetmedizin einsetzen und vernetzen wollen.

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