Telemedizin

Enger Patientenkontakt zahlt sich aus

Knapp ein Jahr nach der Präsentation der IN-TIME-Studie zum Telemonitoring per kardiologischem Implantat liegen die Ergebnisse jetzt schriftlich vor. So hat sich die telemedizinische Begleitung positiv auf die Mortalität ausgewirkt.

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Moderne Defibrillatoren können medizinische Daten automatisch auf Tablet und PC übermitteln.

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© Biotronik

BERLIN. In der randomisiert-kontrollierten IN-TIME-Studie wurde über einen Zeitraum von einem Jahr der Nutzen eines Multi-Parameter-Telemonitorings bei 664 Herzinsuffizienzpatienten (NYHA II/III) evaluiert, die Träger eines ICD oder eines Resynchronisationsdefibrillators (CRT-D) waren.

Die Studie unter Leitung von Professor Gerhard Hindricks, Herzzentrum Leipzig, hatte beim Europäischen Kardiologenkongress 2013 viel Aufmerksamkeit bekommen.

Bei dem implantatbasierten Telemonitoring werden unter anderen Daten zu Arrhythmien und zu Funktionsparametern des Geräts automatisch an ein Datencenter übermittelt. Die behandelnden Ärzte werden informiert und können reagieren, etwa indem sie Patienten einbestellen.

Im primären Endpunkt, einem Komposit aus Gesamtmortalität, Klinikaufnahme wegen Herzinsuffizienz und Verschlechterung von NYHA-Klasse oder Lebensqualität, gab es in der IN-TIME-Studie einen signifikanten (p=0,013) Vorteil für die Interventionsgruppe. Die jetzt vorliegende Publikation (Lancet 2014; 384:583-90) bringt einige neue Aspekte.

In Interventionsgruppe starben weniger Patienten

So gab es keine Unterschiede bei Klinikeinweisungen, NYHA-Klassen oder Lebensqualität in der Selbsteinschätzung. Der Vorteil in der Interventionsgruppe ist praktisch ausschließlich getrieben durch eine um mehr als die Hälfte geringere Mortalität (10 vs. 27 Todesfälle, sekundärer Endpunkt).

8 bzw. 21 Patienten starben aus kardiovaskulärer Ursache, was einer kardiovaskulären Mortalität von 2,7% bzw. 6,8% entspricht (p=0,012, Post-hoc-Analyse).

Das Telemonitoring führte erwartungsgemäß zu einer allerdings nur gering höheren Zahl an Follow-up-Untersuchungen im Studienzentrum (3,1 versus 2,9 pro Patientenjahr). Dazu kamen 2,1 Telefonkontakte pro Patientenjahr.

Dieser engere Patientenkontakt wird von Hindricks und seinen Kollegen als einer der drei Gründe angesehen, warum das Telemonitoring die Mortalität gesenkt hat.

Ein zweiter Grund könnte die frühere Entdeckung von Rhythmusstörungen sein. Tachyarrhythmien waren in der IN-TIME-Studie der häufigste medizinische Grund für einen außerplanmäßigen Patientenkontakt.

Implantatfehler früher entdeckt?

Schließlich könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass Implantatfehlfunktionen früher entdeckt werden. Insbesondere suboptimales biventrikuläres Pacing sei mit einer höheren Mortalität assoziiert, so die Autoren.

Nun hat das Telemonitoring bekanntlich auch eine finanzielle Dimension. Beispielsweise muss das Patientengerät bezahlt werden. Als eine von wenigen Krankenkassen erstattet die DAK dieses Gerät mittlerweile regulär.

Neuen Schwung in die Diskussion könnten Daten aus der EUROECO-Studie zu Zeitersparnis und Kostenvorteilen bringen, die in wenigen Tagen beim ESC 2014 in Barcelona vorgestellt werden.

Die Bezahlung der ärztlichen Leistungen für das Implantatmonitoring ist in Deutschland dagegen einigermaßen geregelt. Inwieweit die Erstattung der Telekardiologie über den engen Implantatkontext hinaus erfolgen könnte, ggf. unter Einbeziehung telemedizinischer Servicecenter, klärt seit vielen Monaten der Bewertungsausschuss.

Im Moment scheint man dort auf Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und sein angekündigtes E-Health-Gesetz zu warten. (gvg)

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