Positivrate sinkt, Frust steigt

Facharztlabore üben scharfe Kritik an Abwertung der PCR-Tests im EBM

Die Akkreditierten Labore in der Medizin bestätigen, dass die dritte Corona-Infektionswelle „wohl gebrochen ist“. Die Freude darüber wird getrübt von einem Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses.

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Proben von SARS-CoV-2-PCR-Tests in einem Labor-MVZ in Leipzig: Die Fachlabore analysieren derzeit rund eine Million PCR-Tests auf SARS-CoV-2 pro Woche.

Proben von SARS-CoV-2-PCR-Tests in einem Labor-MVZ in Leipzig: Die Fachlabore analysieren derzeit rund eine Million PCR-Tests auf SARS-CoV-2 pro Woche.

© dpa

Berlin. Die Laborärzte reagieren verärgert auf die Herabsetzung der Vergütung für SARS-CoV-2-PCR-Tests. Nach einem Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses (EBA) in der vergangenen Woche erhalten Labore, die PCR-Tests nach EBM-Nr. 32816 abrechnen, ab dem dritten Quartal nur noch 35 statt wie bisher 39,40 Euro.

Dr. Michael Müller, Vorstandsvorsitzender der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) wirft dem EBA in einer Mitteilung von Mittwoch vor, die Kostenerstattung „willkürlich herabgesetzt“ zu haben. Er bemängelt mangelnde Transparenz, „auf welcher Grundlage diese Entscheidung getroffen worden ist.“

ALM will Entscheidung nicht hinnehmen

Der EBA führt die Kostenentwicklung zur Begründung an. Für ALM-Vorständin Nina Beikert ist die Begründung „in keinem Fall akzeptabel oder ausreichend“. In der Mitteilung von Mittwoch sagt sie: „Die gesetzlichen Krankenkassen tragen damit den Streit um die Kosten der Versorgung in der Pandemie ein weiteres Mal auf dem Rücken derjenigen aus, die alles tun, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, und lassen dabei völlig offen, auf welcher betriebswirtschaftlichen Kalkulationsgrundlage entschieden worden ist.“

Die Vorstände im ALM e.V. kündigen an, die Entscheidung des EBA nicht einfach hinzunehmen. : „Wir erwarten von den Kostenträgern, dass uns die betriebswirtschaftliche Kalkulation, die zu dieser Entscheidung geführt hat, transparent zur Verfügung gestellt wird“, so Müller. „Es kann nicht sein, dass im sonst so auf Evidenz fokussierten Gesundheitswesen Beschlüsse mit großer Tragweite gefasst werden, ohne irgendwelche Nachweise vorzulegen. Das sehen auch die Vorgaben des SGB V so vor.“ Immerhin sei die Vergütung für den erst im Februar vergangenen Jahres eingeführte PCR-Test auf SARS-CoV-2 seitdem um 40 Prozent abgewertet worden.

ALM: „Dritte Welle ist wohl gebrochen“

In ihrer wöchentlichen Datenauswertung bestätigen die Labore am Mittwoch außerdem das weiter rückläufige Infektionsgeschehen. Insgesamt seien in der vergangenen Woche mit 1,07 Millionen Tests wieder rund 15 Prozent mehr PCR-Tests durchgeführt worden als in der Vorwoche (KW 19).

Die Positivrate sei von 8,8 Prozent in KW 19 auf rund sechs Prozent in der vergangenen Woche gefallen. Der starke Anstieg an Testungen ist den Angaben zufolge auch auf das Screening von Schülern in den einigen Bundesländern zurückzuführen.

Insgesamt wurden laut ALM-Analyse, an der 178 Labore aus dem ambulanten und stationären Bereich teilnehmen, 64.583 positive SARS-CoV-2-PCR-Befunde erhoben – nach 82.176 in der Woche zuvor. (mu)

„ÄrzteTag“-Podcast: Hören Sie auch die beiden Podcast-Gespräche mit dem ALM-Vorstandsvorsitzenden Dr. Michael Müller zur wirtschaftlichen Situation in den Laboren und zur Bedeutung der Labordiagnostik in der Pandemie.

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