Flexibel trotz hoher Festzinsen

Die jüngste Zinssenkung der EZB war ein klarer Kurswechsel. Von nun an dürften die Zinsen in der Tendenz weiter fallen. Doch Sparer und Anleger können sich mit Festgeld oder neuen Kombi-Angeboten gegen sinkende Renditen absichern.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat unter ihrem neuen Präsidenten Mario Draghi die Leitzinsen von 1,5 auf 1,25 Prozent gesenkt.

Damit setzte der Italiener gleich zu Beginn seiner Amtszeit einen anderen Akzent als sein Vorgänger Trichet, der die Zinsen zuvor zwei Mal erhöht hatte.

Nach einer solchen Eröffnung ist zumindest eine weitere Zinssenkung zu erwarten - zumal Draghi die Inflationsgefahr geringer einschätzt als das Risiko einer Rezession.

Zum Jahresende erwartet der frühere Goldman-Sachs-Banker eine Inflationsrate von unter zwei Prozent und damit unterhalb der magischen Schwelle, bei der die EZB laut Statut aktiv werden soll.

Sparern winken bis zu 3,5 Prozent Zinsen

Die Ungewissheit über die wirtschaftliche Zukunft ist auch bei den Anlegern angekommen und treibt sie in so genannte sichere Anlagen: So bringen Bundesschatzbriefe mit einer Laufzeit von sechs Jahren noch eine durchschnittliche Jahresrendite von 1,03 Prozent.

Darüber freut sich vielleicht der Finanzminister, doch für Sparer, die einen Inflationsausgleich anstreben, ist das kein gutes Zeichen.

"Wegen dieser wilden Jagd nach extrem sicheren Anlagen und dem neuen EZB-Kurs dürften wohl auch Festgeldzinsen in Kürze etwas nachgeben", schätzt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, die den Zinsmarkt seit mehr als 25 Jahren beobachtet.

Und da es voraussichtlich zu weiteren Zinssenkungen kommen wird, "dürfte sich dieser Trend in den nächsten Monaten verfestigen", so Herbst.

Doch Anleger können gegensteuern und sich attraktive Zinsen sichern, die sogar einer eventuell weiter steigenden Inflation standhalten können.

Fest- und Tagesgeld miteinander kombinieren

Wer etwa für drei Jahre auf einen bestimmten Betrag verzichten kann, bekommt nach Herbsts Marktrecherchen bei derzeit 16 Banken jährliche Zinsen in Höhe von mindestens 3,5 Prozent.

Spitzenreiter ist die estnische BIGBANK mit 4,3 Prozent, gefolgt von der in Österreich lizenzierten VTB Direktbank. Bei einer Laufzeit von einem Jahr sind bei zwölf Häusern mindestens 3,0 und maximal 3,16 Prozent drin. Den höchsten Zins zahlt aktuell die Vakifbank mit österreichischer Banklizenz.

Für Anleger, die unsicher sind, ob sie in der Zwischenzeit nicht einen Teil des Geldes benötigen, könnte sich eines der neuartigen Produkte eignen, die Festgeld und Tagesgeld kombinieren.

So bietet die VTB Bank ein flexibles Festgeldkonto an, das bei einer Laufzeit von drei Jahren mit 3,8 Prozent im Jahr verzinst wird. Der Clou: Anleger können bis zu 20 Prozent ihres Geldes abheben, wobei der entnommene Betrag natürlich nicht mehr verzinst wird.

Die niederländische NIBC direct gewährt Sparern sogar Zugriff auf die Hälfte des Anlagebetrages - im Gegenzug fällt der jährliche Zins beim dreijährigen Kombigeld mit 3,4 Prozent geringer aus.

Sparbrief der Bank 11 kann vorzeitig gekündigt werden

Einen etwas anderen Weg wählt die Bank 11. Der deutsche Spezialist für Autofinanzierungen bietet Anlegern mit dem Sparbriefkonto FLEX die Möglichkeit, ordentliche Zinsen zu kassieren, aber nach der Hälfte der Laufzeit den Sparbrief aufzulösen.

So bekommen Sparer für einen dreijährigen Sparbrief jährliche Zinsen in Höhe von 3,5 Prozent, können aber nach Ablauf von eineinhalb Jahren den Sparbrief jeweils zum Monatsende kündigen.

"Faktisch bekommen sie 3,5 Prozent im Jahr für einen eineinhalbjährigen Sparbrief und damit einen Top-Zins", bilanziert FMH-Inhaber Herbst.

Einlagen sind bis zu 100.000 Euro pro Kunde gesichert

Voraussetzung für die Festgeldanlage bei einer Bank ist, dass der Anleger der gesetzlichen und EU-weit geltenden Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde und Institut vertraut.

In Deutschland sichert die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) das Geld der Kunden bis zum genannten Betrag ab.

Die jüngste Feuerprobe bestand das System im August 2010, als die Noa Bank pleiteging. Sparer, die dort nicht mehr als den gesetzlich geschützten Maximalbetrag angelegt hatten, haben ihr Geld längst komplett zurück erhalten.

Wer sich auf die Einlagensicherung nicht verlassen will, dem bleibt nur die Geldanlage bei der Bundesrepublik Deutschland selbst. Aktuell bringt die Tagesanleihe der Finanzagentur des Bundes 0,57 Prozent. Im Zuge weiterer EZB-Zinssenkungen dürfte der Trend aber nach unten weisen.

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