Digitalisierung

Gassen befürchtet Chaos bei übereilter Einführung des E-Rezepts

Rollout des elektronischen Rezepts noch dieses Jahr? Die KBV meldet erhebliche Bedenken an. Auch aus Bayern und Schleswig-Holstein kommen warnende Stimmen von Ärzten. Die gematik betont derweil: Noch sei nichts entschieden.

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Warnt vor Chaos in den Praxen bei zu früher Einführung des E-Rezepts: KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen.

Warnt vor Chaos in den Praxen bei zu früher Einführung des E-Rezepts: KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen.

© Michael Kappeler / dpa / picture alliance

Berlin. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, hat Nachbesserungen beim elektronischen Rezept (E-Rezept) gefordert. Das Angebot funktioniere in der Umsetzung „erkennbar noch nicht“, sagte Gassen der „Rheinischen Post“ am Freitag. Eine zu frühe Einführung würde bei rund 700 Millionen Rezepten pro Jahr „zu Chaos in den Praxen“ führen, so Gassen.

Warnrufe kamen auch aus Bayern und Schleswig-Holstein. In beiden Bundesländern solle das E-Rezept bis 1. September 2022 eingeführt werden – der Start stehe allerdings „unter schlechten Vorzeichen“, teilten die beiden Landesgruppen des Virchowbunds am Freitag mit. Das E-Rezept könne erst dann als ausreichend getestet angesehen werden, wenn es auf allen Praxisverwaltungssystemen und bei allen Fachrichtungen „stabil“ laufe.

„E-Rezept-Start unter schlechten Vorzeichen“

Selbst kleinere Probleme könnten aufgrund der „schieren Masse an Rezepten“, die in einer durchschnittlichen Arztpraxis anfielen, zu einem enormen Mehraufwand führen, gaben die Vorsitzenden der Landesgruppen Bayern und Schleswig-Holstein, Dr. Veit Wambach und Matthias Seusing, zu bedenken. Pflichtanwendungen für Praxen seien so zu entwickeln, „dass sie tatsächlich eine Erleichterung für Patienten und Ärzte“ bedeuteten.

In Reaktion auf die Verlautbarungen aus der Ärzteschaft teilte die gematik am Freitagnachmittag mit, sie wolle erst Ende Mai über den Rollout zur Einführung des E-Rezepts entscheiden. Aktuell hätten die Gesellschafter noch keine Entscheidung getroffen, „in welcher Form die verpflichtende Nutzung des E-Rezepts in Deutschland“ ausgestaltet werden solle.

gematik: Entscheidung erst Ende Mai

Ebenso wenig gebe es Beschlüsse darüber, „ob und welche Bundesländer“ als erste das E-Rezept nutzen sollten und „in welcher Taktung“ dies dann auf weitere Regionen ausgedehnt werden solle, hieß es.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte kürzlich erklärt, mit dem Startschuss des Rollouts des E-Rezepts in diesem Jahr werde die Digitalisierung für Patienten „erlebbar“ gemacht. Beschleunigen will Lauterbach auch die Umsetzung der elektronischen Patientenakte (ePA) durch die Opt-Out-Regelung. (hom)

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Kommentare
Dr.med. Frank Schlüter 14.05.202220:50 Uhr

Nachdem vor Allem die Praxismitarbeiter die Folgen der Digitalisierung erleben mussten Systemabstürze, viel Arbeitsaufwand, hohe Kosten ist es vielleicht an der Zeit, dass tatsächlich für die Patienten "die Digitalisierung „erlebbar“ " wird, damit vielleicht endlich ein Umdenken ersetzt und das ganze Projekt doch noch beendet wird.

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