Heilmittel

Geldsegen der Privatpatienten

Die Behandlung von Privatpatienten beschert den Heilmittelerbringern laut einer Untersuchung rein rechnerisch einen durchschnittlichen Mehrumsatz von 13.300 Euro pro Praxis.

Veröffentlicht:

KÖLN. Die Budgetierung der Ausgaben für Heilmittel in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zeigt Wirkung: Kassenpatienten erhalten eine deutlich eingeschränktere Versorgung mit Heilmitteln als Privatversicherte.

Nach einer aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der privaten Krankenversicherer (WIP) geben die PKV-Unternehmen zweieinhalb Mal so viel für Physiotherapie, Ergotherapie und weitere Heilmittel aus, als es die GKV bei diesen Versicherten tun würde.

Die Behandlung von Privatpatienten beschert den Heilmittelerbringern nach der Untersuchung rein rechnerisch einen durchschnittlichen Mehrumsatz von 13.300 Euro pro Praxis.

Die Autorin Verena Finkenstädt, wissenschaftliche Mitarbeiterin des WIP, stellt in der Studie die unterschiedlichen Verordnungsbedingungen und die Ausgaben für Heilmittel in PKV und GKV gegenüber. "In der Heilmittelversorgung kommen die Systemunterschiede zwischen PKV und GKV besonders deutlich zum Tragen", schreibt sie.

GKV: Reglementierter und begrenzter Rahmen

Die Versorgung sei in der GKV wesentlich reglementierter und begrenzter. Leistungsausschlüsse und -einschränkungen, Richtgrößen und Regressandrohungen führten zu einer Rationierung der Versorgung. "Mehr als in anderen Leistungsbereichen wirkt die GKV hier massiv auf das Verordnungsverhalten des Arztes ein."

Die "umfangreichere und individuelle Versorgung" in der PKV schlage sich in entsprechend höheren Heilmittelausgaben nieder, berichtet Finkenstädt.

Im Jahr 2013 beliefen sich die Ausgaben der PKV-Unternehmen für Heilmittel auf knapp 1,6 Milliarden Euro. In der GKV, die fast 90 Prozent der Bevölkerung versichert, waren es 5,6 Milliarden Euro.

Beide Zahlen sind Brutto-Werte, also inklusive Selbstbehalte beziehungsweise Zuzahlungen. Nach der Untersuchung sind die Ausgaben pro Versicherten in jeder Altersgruppe in der PKV deutlich höher, wobei die Differenz mit dem Alter zunimmt.

Finkenstädt hat errechnet, wie viel die gesetzlichen Krankenkassen unter ihren Bedingungen für die Versorgung der PKV-Versicherten ausgegeben hätten und ist auf einen Betrag von 618 Millionen Euro gekommen. Das ergibt einen "Mehrumsatz" durch Privatversicherte von 936 Millionen Euro im Jahr 2013.

Verteilt auf 70 360 Heilmittelerbringer - davon allein mehr als 45 000 Physiotherapeuten - macht das ein durchschnittliches Plus von 13 300 Euro pro Praxis. (iss)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer