AfD-Anfrage zu Konversionstherapien

Genderdysphorische Jugendliche im Fokus

Die Bundesregierung sieht immer mehr Beratungsbedarf transidenter Menschen bei Ärzten und Psychotherapeuten.

Veröffentlicht:

Berlin. Nach Schätzungen der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) werden in Deutschland jährlich mehr als 1000 Konversionsbehandlungen an betroffenen Homosexuellen sowie Transmenschen versucht, wie es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion heißt. Die Schätzung beruhe auf Erfahrungsberichten. Die erfassten Behandlungen würden nicht nur von Angehörigen medizinischer, psychologischer oder psychotherapeutischer Berufe ausgeführt, sondern auch von freien Trägern, Vereinen, Kirchen und Religionsgemeinschaften.

Die Anfrage stand im Zusammenhang mit dem inzwischen durch Bundestag und Bundesrat verabschiedeten Gesetz zum Verbot von Konversionsbehandlungen, das künftig Therapien zur sexuellen Umorientierung von Homosexuellen und Transmenschen weitgehend unter Strafe stellt. Uneingeschränkt untersagt sind nach dem Gesetz Konversionstherapien an Minderjährigen. An Volljährigen sind sie dann verboten, wenn ihre Einwilligung auf einem Willensmangel beruht, das heißt, sie die Einwilligung unter Zwang, Drohung, Täuschung oder Irrtum gegeben haben. Wer dennoch eine solche Therapie vornimmt, muss mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit einer Geldstrafe rechnen.

Wissenschaftlich gesicherte Daten, die einen, wie die AfD postuliert, „weltweit erheblichen Anstieg an genderdysphorischen Jugendlichen“ belegten, liegen der Bundesregierung nicht vor, heißt es in der Antwort. Allerdings wiesen jüngste Statistiken auf eine „deutliche Zunahme der Anzahl der in spezialisierten Zentren ratsuchenden Jugendlichen, der Anzahl von Verfahren zur Anpassung des Vornamens und des Geschlechtseintrags sowie der Anzahl von geschlechts-angleichenden Operationen hin.“ Nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskurs sei anzunehmen, betont die Regierung, dass „die Enttabuisierung und die gestiegene gesellschaftliche Toleranz und Akzeptanz von Abweichungen im Erleben geschlechtlicher Identität dazu beitragen, dass betroffene Kinder und Jugendliche und deren Familien vermehrt professionelle Beratungs- oder medizinische und psychotherapeutische Hilfsangebote in Anspruch nehmen“, heißt es weiter.

Die Bundesregierung stärkt den Gesundheitsberufen den Rücken. Sie gehe davon aus, dass in der Begleitung geschlechtsdysphorischer junger Menschen erfahrene Psychotherapeuten „im Rahmen einer sorgfältigen Exploration und psychotherapeutischen Klärung der Empfindungen und Motivationen der jungen Ratsuchenden diagnostisch einschätzen und Schlussfolgerungen für die jeweilige Beratung ziehen können.“

Konversionsbehandlungen könnten bei potenziellen Opfern Depressionen auslösen und zu erhöhter Suizidalität führen, warnt die Bundesregierung. (maw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

© zoranm | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Metaanalyse

Sexuelle Dysfunktion unter Antidepressiva!

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

© Studio4 | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Sommer, Sonne, Nebenwirkung?

Photosensibilisierung: So schützen Sie Ihre Patienten

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Kumulative Anzahl der Ereignisse einer nach sechs Monaten bestätigten Behinderungsprogression

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [6]

Multiple Sklerose

Aktuelles rund um Diagnostik und Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Porträt: Dr. Jörg Sandmann | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin
Abb. 2: AIOLOS-Studie: Therapieabbrüche nach Gründen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

Ofatumumab: Wachsende Evidenz stützt frühe hochwirksame Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wann kommt welches Medikament in Frage?

Neue Psoriasis-Leitlinie bringt praxisrelevante Neuerungen

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie

Patienten, die besonders gesundheitlich gefährdet sind, sollten im Herbst eine Auffrischung gegen COVID-19 erhalten.

© fotoak80 / stock.adobe.com

Comirnaty® nur in Mehrdosisflaschen

Bund hat geliefert: Start frei für COVID-19-Auffrischimpfungen