Gutachten macht Arztbewertungsportale transparent

Zehn Arztbewertungsportale hat das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin unter die Lupe genommen und anhand von 40 formalen Kriterien qualifiziert. Nun hat das Institut die Gutachten veröffentlicht. Drei bleiben indes unter Verschluss, da die Anbieter der Offenlegung nicht zugestimmt haben.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Jamenda.de hat als Bestes der zehn begutachteten Arztbewertungsportale abgeschnitten.

Jamenda.de hat als Bestes der zehn begutachteten Arztbewertungsportale abgeschnitten.

© D. Bonardelle/Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Wer im Internet nach Benotungen für Ärzte schaut, der wird an zahlreichen Stellen fündig. Arztbewertungen und entsprechende Portale gibt es - überspitzt formuliert - beinahe wie Sand am Meer. Hier die quantitative Spreu vom qualitativen Weizen zu trennen, ist kein leichtes Unterfangen, da es sich um immaterielle Güter handelt. Hier sind objektivierbare Bewertungstatbestände vonnöten.

40 Qualitätskriterien hat das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) definiert und im Auftrag von Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) zehn Arztbewertungsportale zwischen Mai und September vergangenen Jahres unter die Lupe genommen.

Jetzt hat das ÄZQ auf seiner Homepage die Gutachten für sieben von zehn Arztbewertungsportalen veröffentlicht, die im Rahmen eines Clearingverfahrens erstellt wurden. Drei Anbieter - DocInsider.de, Esando.de und Med.de - haben der Veröffentlichung ihres Bewertungsgutachtens widersprochen, wie die "Ärzte Zeitung" vom ÄZQ erfahren hat.

Die zehn zu bewertenden Kandidaten wurden in einem streng definierten Selektionsprozess aus etwa 40 Anbietern herausgefiltert, wie das ÄZQ informierte. Knock-out-Kriterien waren zum Beispiel, dass der Inhalt der Seiten schon über Monate hinweg nicht mehr aktualisiert worden war oder dass sich Arztbewertungsportale in Angebote zur Benotung von Veterinärmedizinern umgewidmet hatten. Reine Stadtportalbetreiber kamen ebenfalls nicht in die engere Auswahl.

Ranking
Rangliste nach Abschluss des Clearingverfahrens.
Bewertete Portale Platz
www.jameda.de 1
www.imedo.de 2
www.arzt-auskunft.de 3
www.esando.de 4
www.topmedic.de 5
www.docinsider.de 6
www.sanego.de 7
www.die-arztempfehlung.com 8
www.medfuehrer.de 9
www.med.de 10
Quelle: ÄZQ - Tabelle: Ärzte Zeitung

Das Arztbewertungsportal Arztnavigator von AOK und Weisser Listefand keinen Eingang in die Untersuchung, da der Auftritt zum Untersuchungszeitpunkt noch nicht scharf geschaltet war. Hier gibt es nur ein vorläufiges Gutachten, das nach ÄZQ-Angaben auf schriftlichen Unterlagen zu dem Portal fußt.

Die Checkliste für die Evaluierung der Arztbewertungsportale berücksichtigte unter anderem rechtliche Vorgaben, Datenschutzfragen, Nutzerfreundlichkeit und auch den Schutz vor Missbrauch.

Unter den 40 Bewertungskriterien befinden sich unter anderem die Darlegung der Identität des Betreibers, die Finanzierung des Angebotes, die Verständlichkeit der Inhalte sowie das verständliche Bewertungsverfahren oder die Darstellung der Bewertungsergebnisse.

Mit der besten Bewertung innerhalb des anonymisierten Verfahrens schloss Jameda.de ab, wie das ÄZQ und das Arztbewertungsportal selbst bestätigen. Als einziges Portal habe es 85 Prozent der geforderten Qualitätskriterien erreicht. Med.de habe als Schlusslicht unter den begutachteten Portalen die Kriterien nur zu 30 Prozent erreicht, so das ÄZQ.

Der Fünftplatzierte Topmedic.de hat sein Bewertungsportal nach Auskunft des ÄZQ inzwischen einem Relaunch unterzogen und erfüllt jetzt mehr der geforderten Kriterien als zuvor.

Abrufbar sind auf der ÄZQ-Website die einzelnen Gutachten zu - in alphabetischer Reihenfolge - Arzt-Auskunft.de, Die Arztempfehlung.com, Imedo.de, Jameda.de, Medfuehrer.de, Sanego.de sowie Topmedic.de. Nicht zugänglich sind die Bewertungsgutachten der Anbieter DocInsider.de, Esando.de sowie Med.de, die einer Veröffentlichung widersprochen haben.

Bei der Begutachtung von Arztbewertungsportalen gibt es unzählige potenzielle Qualitätskriterien. Im Dezember 2009 haben sich nach Angaben des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung auf einen Anforderungskatalog zu Qualitätskriterien für Arztbewertungsportale - "Gute Praxis Arztbewertungsportale" genannt - verständigt.

Daraus resultierte der Auftrag an das ÄZQ, ein Clearingverfahren für Arztbewertungsportale einzurichten. Die Qualität relevanter Arztbewertungsportale sollte demnach anhand des 40 Kriterien umfassenden Anforderungskatalogs evaluiert werden. Auf die Auswahl der Kandidaten hatten die Portalbetreiber keinen Einfluss. Das ÄZQ filterte aus 40 Kandidaten zehn heraus, die sich unter strengen Gesichtspunkten als Arztbewertungsportal bezeichnen lassen. Zudem mussten sie im Bewertungszeitraum Mai bis September 2010 live gewesen sein.

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