Honorar

HNO-Verband: In vielen Praxen bereits jetzt Quartalsbudget für Kassenpatienten aufgebraucht

Wegen der Budgetierung arbeiteten in Hamburg und anderen Regionen die meisten HNO-Ärztinnen und -Ärzte bis Ende des Monats ohne Vergütung, moniert der Deutsche Berufsverband der HNO-Ärzte.

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Model eines Ohres

Politik des leeren Stuhls? So weit will der HNO-Verband nicht gehen, auch wenn in vielen Praxen bundesweit nach seinen Angaben bereits das Quartalsbudget für die Versorgung von Kassenpatienten aufgebraucht worden sei.

© Sven Bähren / Fotolia

Neumünster. Nach Auswertung aktueller Abrechnungsdaten gehören Hals-Nasen-Ohren-Ärzte zu den Fachgruppen mit den deutlichsten Fallzahlzunahmen in den letzten Jahren. Gleichzeitig sei in vielen HNO-Praxen bereits in diesen Tagen das Quartalsbudget für die Behandlung von Kassenpatienten aufgebraucht. „Wegen der Budgetierung arbeiten in Hamburg und anderen Regionen die meisten HNO-Ärztinnen und -Ärzte bis Ende des Monats ohne Vergütung.

Was in anderen Berufszweigen, zumal mit systemrelevanter Funktion, undenkbar wäre, ist in der vertragsärztlichen Versorgung ärgerlicher Alltag“, kritisiert Professor Jan Löhler, Präsident des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte, in einer am Montag veröffentlichten Verbandsmitteilung. Wenn die Politik nicht bald umlenke und die fachärztlichen Grundversorger, wie HNO-Ärzte, Gynäkologen oder Augenärzte, entbudgetiere, sei die künftige Patientenversorgung nicht mehr auf dem heutigen Niveau zu halten, warnt der Verband.

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Laut aktuellem Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) seien die Patientenzahlen in HNO-Praxen zwischen 2021 und 2022 um 5,7 Prozent gestiegen. Die HNO-Heilkunde zähle damit zu den Fachgruppen mit den größten relativen Zuwächsen, zitiert Löhler die Zi-Auswertung. Noch deutlicher werde die verstärkte Nachfrage nach HNO-ärztlichen Leistungen beim Vergleich des ersten Quartals 2022 mit dem ersten Quartal 2023. Auch hier gehöre die HNO-Fachgruppe mit einem Zuwachs von 11,4 Prozent zu den Spitzenreitern. Löhler: „Die Zahlen untermauern die Erfahrung der Kolleginnen und Kollegen im gesamten Bundesgebiet. Die Wartezimmer sind voll und die Patientenzahlen nehmen kontinuierlich zu.“

Gleichzeitig fehle es an einer ausreichenden Gegenfinanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen. Steigende Patientenzahlen seien mit begrenzten Budgets, nicht unter einen Hut zu bringen, so Löhler. „Wir können die vielen Patienten für das begrenzte Geld schlicht und einfach nicht mehr versorgen. Daran ändert auch die ständige Schönrechnerei des angeblichen Ärzteeinkommens durch die Kassen-Lobby nichts“, echauffiert sich Löhler. (eb)

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