Künstliche Intelligenz

Halbgott mittels Diagnose-App?

Algorithmen wird eine steile Karriere in der Medizin prognostiziert. Ärzte werden humanoide Intelligenz verteidigen müssen.

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MÜNCHEN. Degradieren Algorithmen und Big Data eines Tages den Arzt auf die Zuwendungsfunktion in einem voll automatisierten Diagnose- und Therapiegeschehen? Wo immer heute im Gesundheitswesen über Künstliche Intelligenz nachgedacht wird, stellt sich diese Frage mit der gleichen Regelmäßigkeit, mit der die Antwort darauf lautet: Nein, ersetzen kann Künstliche Intelligenz persönliche medizinische Kompetenzen nicht. Aber sinnvoll ergänzen.

So lautete das Urteil auch bei einer Expertendiskussion, die die Stiftung Münch unlängst organisiert hatte. Künstliche Intelligenz, darin waren sich wie es in einem Stiftungs-Bericht heißt "alle Teilnehmer einig", werde die Funktion eines "schlagkräftigen Assistenten" übernehmen, der dem Arzt Vorschläge macht, die er dann eigenverantwortlich annehmen oder ablehnen kann. Eine medizinische Entscheidung basiere nicht zuletzt auch auf der Beurteilung des Gesamtbildes. Das könne eine Maschine nicht leisten.

Auch Ärzte, bei denen die Skepsis gegenüber Bits und Bites überwiegt, sollten sich den Vorteilen Künstlicher Intelligenz (KI) im Medizinbetrieb nicht verschließen: Einerseits würden sie Hinweise auf Krankheitsbilder erhalten, mit denen sie selbst nicht alltäglich konfrontiert seien.

Andererseits profitierten sie davon, dass Patienten "mit den Analyseergebnissen einer KI zu ihnen kommen". Das sei "viel besser als eine Liste zusammengegoogelter Krankheiten", zitiert die Stíftung einen Diskussionsteilnehmer.

In einzelnen medizinischen Anwendungsbereichen seien Algorithmen bereits erfolgreich angelernt worden. An der kalifornischen Stanford Universität etwa sei es gelungen, anhand ministeriell freigegebener Röntgenbilder eine KI zu entwickeln, die bereits nach vier Monaten Bilder gleich gut oder sogar besser auszuwerten in der Lage war, als Ärzte. Das zeige, dass maschinelles Lernen bei entsprechend gutem Datenbestand funktioniere. Dass der Einsatz funktionsfähiger KI früher oder später auch patientengetrieben begründet sein könnte, wurde in dem Expertengespräch gleichfalls deutlich. In den USA beispielsweise habe kürzlich ein Patient seinen Arzt verklagt, weil der eine digitale Diagnoseunterstützung nicht genutzt habe, heißt es.

Ärzten werde der KI-Einsatz in der Medizin aber auch Rückgrat abverlangen. Sie dürften sich nicht verunsichern lassen, wenn ihnen eine Maschine Vorschläge gegen ihre Erfahrung macht. Ein Teilnehmer habe gefordert, KI müsste nicht nur Inhalte ausgeben, sondern sie auch begründen können. Erst dann seien Software-Vorschläge nachvollziehbar und "gute Gründe" für alternative Entscheidungen anzuführen möglich. (cw)

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