Kommentar zur staatlichen Gesundheitsfürsorge

Hausarztgebühren: Eine Milchmädchenrechnung

Gesundheitspolitiker in London fordern für den Besuch beim staatlichen Hausarzt eine Gebühr für Patientinnen und Patienten. Derartige Zwangsgebühren treffen die Ärmsten und Kränksten am härtesten.

Arndt StrieglerEin Kommentar von Arndt Striegler Veröffentlicht:

In Großbritannien wird in diesen Tagen diskutiert, ob das Prinzip der staatlichen Gesundheitsfürsorge scheibchenweise abgeschafft werden soll. Auf nichts anderes nämlich läuft der Vorschlag des Ex-Gesundheitsministers Sajid Javid hinaus, in den staatlichen Hausarztpraxen zukünftig von Patienten eine Gebühr zu verlangen. Dass dieser Vorschlag ausgerechnet von einem ehemaligen Gesundheitsminister kommt, ist bemerkenswert.

Zumal man im Londoner Regierungsviertel Whitehall davon ausgeht, dass Javids Vorstoß mit Rückendeckung aus der Downing Street kam. Kein Zufall vielleicht, dass der derzeitige Regierungschef Rishi Sunak ohnehin lieber in die Privatarztpraxis geht, statt sich in überfüllten staatlichen Wartezimmern abzumühen. Dass der staatliche Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) dringend Hilfe braucht, um langfristig zu überleben, ist unstrittig.

Unstrittig ist freilich auch die Tatsache, dass Erfahrungen in Ländern wie Schweden und Norwegen zeigen: Die ohnehin überlasteten Hausärzte mit zusätzlichem Schreibkram wie Rechnungen stellen zu belasten, ist Unsinn. Eine Milchmädchenrechnung. Was da an Gebühren eingenommen wird, wird an anderer Stelle durch spätere höhere Behandlungskosten und mehr Verwaltungsaufwand wieder aufgefressen.

Derartige Zwangsgebühren treffen die ärmsten und kränksten Patientinnen und Patienten am härtesten. Leider geht das in der derzeitigen Diskussion im Königreich fast unter. Bleibt zu hoffen, dass die Ärzteschaft standhaft bleibt und wie bisher derartige Gebühren ablehnt.

Schreiben Sie dem Autor: gp@springer.com

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Debatte über „Kontaktgebühr“

Praxisgebühr: Wird das Placebo von einst zur Wunderpille?

Wenig Wissen über Cortisol und Schilddrüsenhormone

Umfrage: Junge Frauen wollen mehr über Hormone wissen

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Urologen-Kongress

Prostatakrebs: Welche Neuerungen es in der Leitlinie gibt

Lesetipps
Ein junger Mann hält sich die Hände auf die Brust.

© underdogstudios / Fotolia

Inflammatorisches myoperikardiales Syndrom

Myokarditis und Perikarditis: Das empfiehlt die neue ESC-Leitlinie