Allergische Rhinitis

Hyposensibilisierung normalisiert Immunantwort auf das Allergen

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Die subkutane Immuntherapie kann präsaisonal, als Kurzzeittherapie oder ganzjährig angewandt werden.

Die subkutane Immuntherapie kann präsaisonal, als Kurzzeittherapie oder ganzjährig angewandt werden.

© PD Jörg Kleine-Tebbe

Die spezifische Immuntherapie (SIT) ist die einzige kausale Behandlung bei allergischer Rhinitis. Sie eignet sich zur Behandlung bei saisonalen, perennialen und Insektengift-Allergien. Die Behandlung erfolgt entweder subkutan (SCIT) oder sublingual (SLIT). Für die subkutane Immuntherapie stehen Allergenextrakte und Allergoide zur Verfügung. Adjuvanzien sollen die Wirksamkeit der Hyposensibilisierung verstärken. Künftig gewinnen voraussichtlich rekombinant hergestellte Allergene an Bedeutung, berichten Dr. Oliver Pfaar und Professor Ludger Klimek vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie Wiesbaden der Universitäts-HNO-Klinik Mannheim. Für die sublinguale Immuntherapie stehen Allergene in Tropfen- und Tablettenform zur Verfügung. Die Hyposensibilisierung ist bei gesicherter Sensibilisierung und eindeutigem Zusammenhang mit klinischen Beschwerden indiziert, so die Autoren in ihrem CME-Beitrag "Hatschi? Schluss mit allergischer Rhinitis!"

Die immunologischen Wirkmechanismen der Hyposensibilisierung sind noch nicht vollständig verstanden. Die Toleranzentwicklung scheint wesentlich auf der Aktivierung bestimmter T-Lymphozyten zu beruhen. Vor allem T-Helferzellen (TH-Zellen) spielen eine wichtige Rolle. Bei Allergikern ist das Gleichgewicht zwischen TH1- und TH2-Zellen gestört. Das führt dazu, dass B-Lymphozyten massiv allergenspezifisches Immunglobulin E (IgE) produzieren. Diese Fehlsteuerung ist reversibel.

Das Prinzip der SLIT ist auch bei Kindern wirksam. Jedoch muss einschränkend erwähnt werden, dass nicht für alle im Handel befindlichen Präparate eine Wirksamkeit nachgewiesen werden konnte. Nach der aktuellen Leitlinie der deutschsprachigen Allergiegesellschaften aus dem Jahr 2009 sollte die SLIT daher bei Kindern nur dann erwogen werden, wenn die subkutane Applikation nicht infrage kommt und wenn Präparate mit nachgewiesener Wirksamkeit angewendet werden.

Bei der SCIT folgt nach der initialen Dosissteigerung die Erhaltungstherapie über drei Jahre. Alternative Behandlungsschemata sind die präsaisonale Kurzzeit-Immuntherapie sowie die Rush- und Cluster-Immuntherapie. Bei ersterer erhält der Patient mehrere Allergeninjektionen in aufsteigender Dosis an einem Behandlungstag. Dieses Schema wird vor allem bei Insektengift-Allergikern angewandt, allerdings unter stationären Bedingungen. Bei der Ultrarush-Immuntherapie wird die gesamte Phase der Dosissteigerung auf zwei Tage komprimiert. Daran schließt sich eine "normale" Erhaltungsphase von drei bis fünf Jahren an.

Die Cluster-Immuntherapie hat zum Ziel, die Zahl der notwendigen Patientenbesuche in der Anfangsphase der Therapie durch mehrere Injektionen pro Behandlungstag möglichst gering zu halten. Bei der Cluster-Therapie mit Allergoiden kann bereits am zweiten Behandlungstag die maximale Erhaltungsdosis appliziert werden.

Bei der SLIT erfolgt die erste Applikation unter ärztlicher Aufsicht. Danach nimmt der Patient die Allergenlösung täglich selbst ein, in der Regel mindestens drei Jahre lang.

Kontraindikationen sind vor allem ein unzureichend behandeltes Asthma oder eine irreversible Atemwegsobstruktion. Bei der SCIT dürfen die Patienten nicht gleichzeitig ß-Blocker einnehmen. (otc)

Zu dem Modul "Hatschi? Schluss mit allergischer Rhinitis!"

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