Beschimpfungen und mehr

Impfgegner: Aggressionen gegen Ärzte häufen sich

Nahezu 280 Strafanzeigen hat ein Allgemeinarzt aus Neu-Ulm, der auch Kinder gegen SARS-CoV-2 impft, schon gestellt. Der Grund: Drohungen und Beschimpfungen, die ihn erreichen. Leider kein Einzelfall.

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Daumen runter: Verunglimpfungen, Beschimpfungen, Drohungen und manipulierte Bewertungen in einschlägigen Portalen müssen manche Ärzte, die sich als Impfbefürworter outen, hinnehmen. Ärztekammer raten dazu, sich mit Anzeigen zu wehren, wenn es zu schlimm wird.

Daumen runter: Verunglimpfungen, Beschimpfungen, Drohungen und manipulierte Bewertungen in einschlägigen Portalen müssen manche Ärzte, die sich als Impfbefürworter outen, hinnehmen. Ärztekammer raten dazu, sich mit Anzeigen zu wehren, wenn es zu schlimm wird.

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Frankfurt/Main. Ärzte werden offenbar immer häufiger von Impfgegnern attackiert. Dies reiche von verleumderischen Bewertungen im Internet über Beschimpfungen per Telefon und E-Mail bis hin zu Morddrohungen, wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet. Als Grund werde bisweilen genannt, dass die betroffenen Ärzte gegen das Coronavirus impfen.

Attacken wie die gegenwärtigen seien vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt. „Das macht etwas mit einem.“ Er sehe die Entwicklung als Teil einer „Hysterisierung der Gesellschaft“, unter der nun das medizinische Personal in den Praxen leide. Auch der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt beklagte, dass gerade impfkritische Menschen Arztpraxen zunehmend als „Instrument der Politik“ wahrnähmen.

Das Bundeskriminalamt (BKA) schätzt „Impfgegner oder Corona-Leugner“ demnach als „relevantes Risiko“ im Zusammenhang mit Angriffen auf Impfzentren oder Arztpraxen ein. Für das „dort tätige Personal besteht die Gefahr, zumindest verbalen Anfeindungen bis hin zu Straftaten“ wie etwa Körperverletzung ausgesetzt zu sein, teilte das BKA der Zeitung mit.

Ärztekammer rät zur Anzeige

Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Peter Bobbert, sagte, ihn erreichten sehr viele Nachrichten von Ärzten, die um Hilfe bäten, weil sie Drohbriefe erhielten oder ihre Adressen in Sozialen Netzwerken gepostet würden, zusammen mit Ankündigungen wie „Wir kriegen dich“. Er rate dann zur Anzeige, so Bobbert. Der Allgemeinarzt Christian Kröner aus Neu-Ulm berichtet in dem Beitrag der „FAS“, er habe mittlerweile an die 280 Strafanzeigen gestellt. Er hatte sich relativ früh öffentlich als Ansprechpartner geoutet, der auch Kinder ab zwölf Jahren gegen SARS-CoV-2 impft.

Er fürchte aber, dass weit mehr Ärzte betroffen sind, als sich bei ihm melden. Auch der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, sprach von einer „deutlichen Zunahme“ von Aggressivität, was ihn sehr beunruhige. Er selbst habe ebenfalls schon Nachrichten bekommen, man werde ihn anzeigen „bis hin zum Europäischen Gerichtshof“. (KNA/eb)

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