Medizinprodukte

Kardiologen begrüßen neue Regeln

Strengere Anforderungen an die Zulassung von Medizinprodukten sind jetzt in Sichtweite. Ärzte geben sich durchaus zufrieden.

Veröffentlicht:

BRÜSSEL. Nach langen Verhandlungen haben sich EU-Parlament und Ministerrat auf eine bessere Regulierung von Medizinprodukten verständigt (wir berichteten). Die viel diskutierte Medizinprodukte-Verordnung der EU rückt damit näher.

Ziel der Verordnung sei es, sicherzustellen, dass Medizinprodukte und In-Vitro-Diagnostika sicher sind, betonte der Ministerrat in einer Stellungnahme, die nach der Einigung mit dem Europaparlament veröffentlicht wurde. Gleichzeitig soll gewährleistet bleiben, dass Patienten auch künftig zeitnah Zugang zu medizintechnischen Innovationen bekommen.

Im Vergleich zum derzeitigen Zulassungsprozedere müssen viele Medizinprodukte künftig strengere Anforderungen erfüllen, bevor sie angeboten werden können. Eine zentrale Zulassung über die Europäische Arzneimittelagentur, wie vom Europaparlament gefordert, soll es dagegen nicht geben. Dafür soll die Postmarketing-Surveillance ausgebaut werden, vor allem mit Hilfe zentraler Medizinprodukteregister, aber auch über unangekündigte Kontrollen. Sie sollen verhindern, dass Produkte nach Zulassung unzulässig modifiziert werden. Medizinprodukte müssen künftig eindeutige Identifikationsnummern besitzen, um die Lieferkette bis zum Patienten nachverfolgen zu können.

Die europäische Medizinproduktezulassung soll durch die Änderungen näher an die strengeren Regularien in den USA herangeführt werden. Umgekehrt werden in den USA Anstrengungen unternommen, den oft als zu langsam kritisierten Zulassungsprozess zu beschleunigen. Um zu verhindern, dass es in Europa zu inakzeptablen Verzögerungen bei der Zulassung kommt, sieht die neue Verordnung unter anderem klare Fristen für regulatorische Entscheidungen vor.

Mit der Einigung zwischen EU-Parlament und Ministerrat geht ein mehrjähriges Tauziehen zu Ende, bei dem nicht zuletzt von deutscher Seite versucht wurde, Nachbesserungen einzubringen, die auf eine schnellere Zulassung zielen. Zahlreiche medizinische Fachgesellschaften waren eingebunden, darunter an vorderster Front die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC).

Die hat in einer Stellungnahme die politische Einigung ausdrücklich begrüßt. ESC-Präsident Professor Fausto Pinto betonte, dass die ESC sich auf den nun intensiveren Austausch mit den regulatorischen Behörden im Zusammenhang mit Medizinprodukten freue. Professor Alan Fraser, Leiter des Medical Devices Commitee der ESC, betonte, dass die neuen Regularien den Zulassungsprozess von Medizinprodukten in Europa erstmals transparent machten, da Daten, die die Hersteller einreichen, auch Ärzten und Patienten zugänglich gemacht würden. Wissenschaftler und Kliniker seien jetzt aufgerufen, sich an der Entwicklung von Standards für bessere klinische Prüfungen und am Monitoring der Produkte nach der Zulassung aktiv zu beteiligen.

Politisch wird jetzt erwartet, dass die europäischen Gesundheitsminister die Einigung in ihrer Ratssitzung Mitte Juni bestätigen. Auch das EU-Parlament muss noch einmal zustimmen, bevor die Verordnung voraussichtlich im Herbst in Kraft treten kann und dann auch - anders als EU-Richtlinien, die in nationales Recht umgesetzt werden müssen - sofort gilt. (gvg)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Glosse

Großer Bruder, kleine Uhren

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!