TK-Studie

Karenztag? In Personalabteilungen und Geschäftsführung überwiegt Skepsis

Um die Produktivität zu verbessern, bevorzugen Unternehmensverantwortlicheunter anderem höhere Investitionen in Betriebliches Gesundheitsmanagement und flexible Arbeitsmodelle. Unbezahlte Krankheitstage finden wenig Zustimmung.

Veröffentlicht:
Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zählt zu den großen sozialstaatlichen Errungenschaften.

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zählt zu den großen sozialstaatlichen Errungenschaften.

© M. Schuppich / stock.adobe.com

Hamburg. Öffentlichkeitswirksam trat zu Jahresbeginn der Vorstandschef der Allianz Versicherung die Debatte um Wiedereinführung eines Karenztages los. Die Lohnfortzahlung solle am ersten Tag der Krankmeldung entfallen – und damit Arbeitgeber entlasten und die Produktivität ankurbeln.

Nun steuert die Techniker Krankenkassen mit einer Umfrage bei Geschäftsführern sowie Personal- und Gesundheitsverantwortlichen in Unternehmen nochmal eine eigene Sichtweise zum Thema bei.

Lesen sie auch

Danach vertritt eine deutliche Mehrheit der Befragten (65 Prozent) die Ansicht, „dass die Reduktion der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall eher nicht bzw. gar nicht hilfreich für die Steigerung der Produktivität sei. Nur rund 23 Prozent bezeichnen diese Maßnahme als eher bzw. sehr hilfreich“, meldet zusammenfassend die TK am heutigen Mittwoch.

Automatisierung, BGM und flexibles Arbeiten bevorzugt

Überwiegend abgelehnt werden von den Befragten auch weitere Vorschläge zur vermeintlichen Produktivitätssteigerung wie Stellenabbau (76 Prozent Ablehnung), „mehr Kontrolle“ der Beschäftigten (55 Prozent), „überwiegende Präsenzpflicht“ (52 Prozent), „Anwesenheitsprämien“ (48 Prozent) oder die „Abschaffung der telefonischen Krankschreibung“ (44 Prozent).

Präferiert werden stattdessen, um die Produktivität zu verbessern, Technikeinsatz und Automatisierung“ (87 Prozent Zustimmung), Investitionen in sogenannte „Gesunde Führung“ und Betriebliches Gesundheitsmanagement (86 Prozent bzw. 79 Prozent) oder flexible Arbeitsmodelle (72 Prozent).

Lesen sie auch

In der Binnenstruktur der Befragten ließen sich allerdings „große Unterschiede“ zwischen Geschäftsführung und Personal- bzw. Gesundheitsverantwortlichen beobachten, heißt es in der TK-Meldung weiter. So seien Geschäftsführer zwar nicht mehrheitlich, aber doch „eher der Meinung, dass eine Reduktion der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall hilfreich für mehr Produktivität sei“.

Geschäftsführer etwas rigoroser

In dieser Teilnehmer-Teilgruppe gibt es demnach immerhin 35 Prozent Zustimmung für einen Karenztag, während diesbezüglich die Zustimmung unter Gesundheits- und Personalverantwortlichen lediglich 22 Prozent erreicht.

Ähnlich verhält es sich den TK-Angaben zufolge mit der Abschaffung der telefonischen Krankschreibung (35 Prozent Zustimmung unter Geschäftsführern, 29 Prozent bei den übrigen) sowie der Präsenzpflicht im Betrieb (45 Prozent vs. 25 Prozent).

Lesen sie auch

Für die Studie „#whatsnext 2025 – Gesund arbeiten in herausfordernden Zeiten“ wurden von Anfang Januar bis Mitte Februar dieses Jahres 1.529 Organisationen aus der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst online zu ihrem Betrieblichen Gesundheitsmanagement befragt.

Teilgenommen haben 1.516 Personen, davon knapp 9,0 Prozent Geschäftsführer, 39 Prozent Personalverantwortliche, 32 Prozent BGM-Verantwortliche und 20 Prozent nicht näher qualifizierte „sonstige“ Funktionsträger. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma Agenda: Impulse für die Arzneimittelversorgung in Deutschland

Arzneimittelversorgung in der EU: Status und Ausblick aus Sicht der GKV

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Broker im Handelsraum der New Yorker Börse NYSE Stock Exchange Euronext. Dem Markt in den USA traut die apoBank eine bessere Performance zu als europäischen Aktienmärkten.

© Thomas Imo / photothek / picture alliance

Jahresausblick

Nach Rekordjahr: Luft für Aktien wird 2025 dünner

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

© Alnylam

Pionier der RNAi-Technologie

Von der Grundlagenforschung zu wegweisenden Therapien

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Alnylam Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

RSV-Impfung: Was empfiehlt die DEGAM für Pflegeheimbewohner?

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung