Altersvorsorge

Keine Panik in Nordrhein

Die Nordrheinische Ärzteversorgung hat zunehmend mit den Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsphase zu kämpfen. Am Rechnungszins von vier Prozent will das Versorgungswerk aber weiterhin festhalten.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Für 2012 weist die Nordrheinische Ärzteversorgung (NÄV) eine Kapitalrendite von 4,11 Prozent aus, nach 3,54 Prozent 2011.

Die im Zuge der Euro-Krise weiterhin zu beobachtende Flutung der Kapitalmärkte mit billigem beziehungsweise fast kostenlosem Geld der Zentralbanken und das damit einhergehende historisch niedrige Zinsniveau hätten zu deutlichen Kursgewinnen des breit diversifizierten Anleihebestands geführt, berichtete NÄV-Geschäftsführer Dr. Gerhard Rosler bei der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein.

"Diese auf den ersten Blick erfreulich scheinende Entwicklung stellt jedoch lediglich die Vorwegnahme erst in den kommenden Jahren erwarteter Zinserträge dar", so Rosler.

Den damit verbundenen Risiken trage die NÄV im Rahmen der risikoadjustierten Kapitalanlage Rechnung.

Geldanlage wird teurer

Die NÄV-Gremien würden aufmerksam Tendenzen in einigen anderen Versorgungswerken verfolgen, den Rechnungszins an die real zu erwirtschaftenden Ergebnisse anzupassen, erklärte Rosler. Aber: "Ein wirtschaftlicher Zwang, kurzfristig einzugreifen, wird gegenwärtig nicht gesehen".

2013 sei erneut kein leichtes Jahr für Kapitalanleger, betonte Rosler. Bei einer aktuellen Verzinsung zehnjähriger Bundesanleihen von noch nicht einmal 1,7 Prozent per annum und einer gegen Null tendierenden Liquiditätsverzinsung am Geldmarkt gestalte sich die Wiederanlage fälliger Mittel zunehmend schwieriger.

"Die Nordrheinische Ärzteversorgung versucht, diesem Missstand durch ein Ausweichen in alternative Anlageklassen wie beispielsweise Immobilien- oder Infrastruktur-Investments zu begegnen."

Da andere Kapitalanleger aber die gleiche Strategie verfolgten, sinken die Renditen beziehungsweise steigen die Preise für diese Anlagen, erläuterte er.

Renteneinstiegsalter steigt

Der Bestand an Kapitalanlagen nach Buchwerten der NÄV stieg bis zum Jahresende 2012 um 3,8 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Die Anlagestruktur blieb in der Hauptsache unverändert.

Die höchsten Anteile der Kapitalanlagen entfielen erneut auf Schuldscheine (40,6 Prozent), Rentenpapiere (25,2 Prozent) und Hypotheken (15,8 Prozent). Verschwindend gering im Vergleich dazu der Aktienanteil mit gerade einmal 3,0 Prozent.

2012 zahlte die Nordrheinische Ärzteversorgung eine durchschnittliche Altersrente von 2836 Euro aus. "Wenn wir im vergangenen Jahr eine Regel-Altersrente neu zugesagt haben, so betrug diese durchschnittlich 2178 Euro", berichtete Rosler.

Nach wie vor sind elf Prozent der Altersrenten höher als 4000 Euro. Ende des Jahres erhielten 16.112 Ärzte eine Rente der NÄV.

Anstieg im Renteneinstiegsalter zu beobachten

"Von den 656 Rentenneuanträgen waren gut 40 Prozent Anträge auf vorgezogene Altersrente - nur etwa zehn Prozent der Rentenzugänge hatten den Rentenbeginn hinausgeschoben."

2011 hatten noch mehr als 50 Prozent eine vorgezogene Altersrente beantragt. Rosler rechnet damit, dass der Anteil weiter sinken wird. "Es ist jetzt ein Anstieg im Renteneinstiegsalter zu beobachten."

Am Jahresende 2012 hatte das Versorgungswerk 49.129 Mitglieder, das waren 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mehr als die Hälfte (53,3 Prozent) der Mitglieder waren angestellte Ärzte, 25,8 Prozent niedergelassene Ärzte.

Die durchschnittliche Versorgungsabgabe stieg um 228 Euro auf 12.720 Euro. Bei den niedergelassenen Ärzten betrug die durchschnittliche Versorgungsabgabe 14.107 Euro, bei den angestellten Ärzten waren es 11.060 Euro.

Mitgliederbestand wächst

Die laufenden Beitragszahlungen erhöhten sich insgesamt um 1,9 Prozent auf 508 Millionen Euro.

Das Versorgungswerk rechnet laut Rosler weiterhin mit einem guten Zugang neuer Mitglieder. Er verwies auf die steigende Anzahl Berufsanfänger.

"Inzwischen sind fast 80 Prozent der Neuzugänge Frauen." Unter allen Mitgliedern des Versorgungswerkes betrage die Frauenquote aktuell 47 Prozent.

Die NÄV erzielte 2012 einen versicherungstechnischen Gewinn von 17,4 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 10,8 Millionen Euro.

Der Jahresüberschuss stieg konnte mit 13,0 Millionen Euro nahezu verdoppelt werden. 2011 betrug der Überschuss von 7,5 Millionen Euro.

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