Zurich zieht sich zurück

Kliniken droht Versicherungslücke

Der Versicherer Zurich ist aus dem Kliniksegment ausgestiegen und reißt eine riesige Deckungslücke auf.

Von Herbert Fromme Veröffentlicht:

KÖLN. Deutschlands Krankenhäuser stehen vor großen Problemen, Versicherungsschutz für 2013 zu bekommen. Der Versicherer Zurich, bislang einer der größten Anbieter, hat sich nach hohen Schäden komplett aus dem Segment zurückgezogen.

200 Akutkrankenhäuser und 13 Unikliniken standen oder stehen für 2013 ohne Versicherungsschutz da. Auch andere Anbieter sind wählerischer geworden. Ein Grund ist das neue Patientenrechtegesetz, das 2013 in Kraft tritt.

Es legt jetzt gesetzlich fest, wann der Arzt in Haftpflichtfällen die Beweislast trägt. Die Versicherer fürchten, dass dies zu mehr Schäden führt.

Drei Alternativen

Im Markt sind vor allem noch Allianz, Ergo, R+V sowie die Versicherungskammer Bayern. "Im Bestand sehen wir Preiserhöhungen von 25 Prozent bis 50 Prozent", sagte Michael Petry, Geschäftsführer beim Versicherungsmakler Ecclesia.

"Kliniken, die bislang bei der Zurich waren, müssen mit 100 Prozent rechnen."

Der Hannoveraner Versicherer HDI-Gerling Industrie, der zum Talanx-Konzern gehört, nutzt die Gunst der Stunde. Eigentlich ist der Versicherer in dem Feld gar nicht tätig.

Jetzt bietet er Deckung für große Risiken an und setzt darauf, dass er wegen der schwierigen Lage der Kundschaft neue Regeln einführen kann.

"Wir bieten Deckungen für Schäden oberhalb von 5 Millionen Euro, in Einzelfällen auch 2 Millionen Euro", sagte Unternehmenschef Christian Hinsch.

Für das darunter liegende Risiko muss sich die Klinik eine andere Versicherung besorgen. Damit will HDI-Gerling verhindern, in die Regulierung vieler kleiner Schäden gezogen zu werden.

Schadensereignisprinzip üblich

Weil die Krankenhäuser dringend mehr Versicherungskapazität benötigen, hofft HDI-Gerling, neue Prinzipien im Markt einführen zu können.

"Wir versichern auf Basis des Anspruchserhebungsprinzips", sagte Hinsch. Bislang ist in Deutschland das Schadensereignisprinzip üblich.

Der Unterschied: Wenn eine Klinik heute, 20 Jahre nach der Geburt, von einem Behinderten wegen eines Fehlers bei der Geburtshilfe verklagt wird, zahlt beim Anspruchserhebungsprinzip der Versicherer, der heute die Deckung gewährt.

Bei der bislang vorherrschenden Ausrichtung auf das Schadenereignis zahlt der Versicherer, der vor 20 Jahren die Klinik versichert hatte. Vor solchen unangenehmen Altlasten will sich HDI-Gerling schützen.

Makler Petry fürchtet Deckungslücken für die Krankenhäuser durch das neue Prinzip. Aber HDI-Gerling könnte dennoch Erfolg haben, weil der Bedarf so groß ist.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Prostatektomie

Roboterassistierte Chirurgie senkt Komplikationsraten

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie