Patientenfixierungen

Kliniken nach TV-Sendung in der Kritik

Insider aus mittelhessischen Kliniken berichten im Hessischen Rundfunk von gravierenden Missständen.

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Wetzlar. Nach Bekanntwerden einer unrechtmäßigen Patientenfixierung im Klinikum Wetzlar, werden neue Vorwürfe gegen weitere Kliniken in Mittelhessen laut. Der Hessische Rundfunk (HR) hat am Montag in seinem TV-Magazin „defacto“ von gravierenden Missständen berichtet. Er berief sich dabei unter anderem auf Insider des Klinikums Wetzlar sowie weiterer, nicht näher benannter Kliniken in Mittelhessen.

So berichtete eine Insiderin, die laut HR-Beitrag „viele Kliniken in Mittelhessen kennt, auch die Lahn-Dill-Kliniken“, dass unrechtmäßige Fixierungen kein Einzelfall seien. „Dieses Phänomen tritt täglich auf. Ich habe es eigentlich nicht erlebt, dass wegen einer Fixierung der Amtsrichter eingeschaltet wird“, so die Insiderin, die vor der Kamera unerkannt bleiben will. Zwar würde bei Personen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu entscheiden, der Weg immer über den Amtsrichter führen, aber die meisten Fixierungen würden ohne richterliche Genehmigung erfolgen.

Sie glaube weiter, dass sich die Situation wegen der alternden Gesellschaft verschärfen wird, da Akutstationen auf den Pflegeaufwand nicht ausgerichtet seien. Beispiel: Eine Pflegekraft wolle einen demenziellen Patienten mit der Fixierung „vor sich selbst schützen“ und merke nicht, dass sie „ihn quasi seiner Freiheit beraubt. In diesem Geschäft (...) ist keine Zeit für Menschlichkeit“.

Auch Hans-Berndt Ziegler, Anwalt für Patientenrecht, der im HR-Beitrag zu Wort kommt, glaubt, dass Missstände kein Einzelfall sind: „In der näheren Umgebung, würde ich jetzt mal schätzen, habe ich zehn Fixierungsfälle.“

Das Hessische Gesundheitsministerium hat sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Vorwürfen gegen mittelhessische Kliniken geäußert. Das Thema brenne dem Ministerium jedoch unter den Nägeln. Auch das Klinikum Wetzlar reagierte bis Redaktionsschluss nicht auf die neuen Vorwürfe. (mu)

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