NRW

Klinikplanung muss sektorübergreifend sein

Wo kann Versorgung durch ambulante Angebote sichergestellt werden? Für die Landesregierung von NRW eine entscheidende Frage.

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DÜSSELDORF. Bei der Krankenhausplanung muss die sektorübergreifende Versorgung nach Einschätzung von Nordrhein-Westfalen ein stärkeres Gewicht bekommen.

"Das haben wir in der Vergangenheit zu wenig beachtet", sagte Dr. Dorothea Prütting, Leiterin der Abteilung Gesundheit im nordrhein-westfälischen Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, auf einer Fachtagung des Ersatzkassenverbands Vdek.

Der sektorübergreifende Ansatz sei ein zentrales Anliegen von Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne), das sie auch in die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Klinikreform einbringe, berichtete Prütting.

Bei der Krankenhausplanung in NRW gehe es neben Kriterien wie der Erreichbarkeit und der benötigten Versorgungsangebote auch um die Frage, welche Leistungen durch den ambulanten Bereich sichergestellt werden können.

Die VdEK-Vorstandsvorsitzende Ulrike Elsner bezeichnete es als "zentrale Herausforderung", die Sicherung adäquater Krankenhausstrukturen mit den ambulanten Angeboten zu verknüpfen.

Kasse: Qualität muss bei Klinikreform im Fokus stehen

Für Elsner ist klar, wo der Schwerpunkt der Strukturreform im Klinikbereich liegen muss: "Bund und Länder müssen die Qualität in den Vordergrund der Krankenhausplanung stellen." An der Definition von Qualitätskriterien und -standards könne niemand mehr vorbei.

Die Konsequenz der Festlegung von Qualitäts-Vorgaben für bestimmte Leistungen müsse sein, dass Kliniken die Leistungen nach einer bestimmten Zeit nicht mehr erbringen dürfen, wenn sie die Vorgaben nicht erfüllen, betonte Elsner.

"Wir sollten für schlechte Qualität nicht zahlen, und sie den Versicherten auch nicht anbieten." Abschläge auf die Vergütung hält sie nicht für ein taugliches Steuerungsinstrument. Die Kliniken stellten sich einem geordneten Qualitäts-Wettbewerb, sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW Jochen Brink.

"Die Häuser nehmen die Qualität in den Fokus und arbeiten daran." Brink mahnte aber, in der Qualitätsdebatte den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu machen. "Bevor wir uns über qualitätsorientierte Vergütung unterhalten, müssen wir vernünftige Messinstrumente implementieren."

Alle nordrhein-westfälischen Krankenhäuser ständen in den Startlöchern, um den neuen qualitätsorientierten Krankenhausplan umzusetzen, berichtete Brink.

Im Herbst werde es die ersten Planungskonferenzen geben. "Ich habe den Eindruck, dass die Verhandlungsbereitschaft der Kollegen größer geworden ist."

Besserer Qualitätsvergleich für Patienten möglich

Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein Rudolf Henke geht davon aus, dass für die Patienten künftig die Bewertungen des neuen Instituts für Qualität und Transparenz eine große Rolle spielen werden.

Ein risikoadjustiertes Ranking durch ein staatlich überwachtes Institut sei vertrauenswürdiger als die Rankings von Nachrichtenmagazinen, sagte er.

Ärzte und Kliniken werden damit umgehen müssen, dass Patienten Qualitäts-Vergleiche erstellen und auf ihrer Basis Entscheidungen treffen, glaubt Henke. Das werde langfristig Wirkung entfallen.

"Wenn zehn bis 20 Prozent der Patienten eine Entscheidung gegen ein Krankenhaus treffen, kommt dieses Krankenhaus in riesige wirtschaftliche Schwierigkeiten." Die wahrscheinliche Folge: Schon bei einem Rückgang von vier oder sechs Prozent werden die Kliniken reagieren.

Die Patienten werden sich daran gewöhnen müssen, dass sich die Krankenhäuser viel stärker spezialisieren werden als bisher, sagte der Gesundheitsökonom Professor Jürgen Wasem.

Dieser Trend, der mit der Einführung der DRG erst langsam in Gang gekommen sei, werde sich beschleunigen, prognostizierte er. "Die Wege werden für komplexere Eingriffe länger."

Wasem ist überzeugt, dass man das der Bevölkerung als angemessene Maßnahme der Qualitätssicherung auch nahebringen kann. (iss)

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