Bundesfinanzhof

Krankheitskosten nach Wegeunfall sind Werbungskosten

Die Entfernungspauschale in der Einkommensteuererklärung deckt nur Fahrt- und Wegekosten ab, urteilen Deutschlands oberste Finanzrichter.

Veröffentlicht:

München. Nach einem Unfall auf dem Weg von oder zu der Arbeit beteiligt sich der Fiskus an so entstandenen Krankheitskosten. Soweit diese nicht von der Unfallversicherung übernommen werden, gelten sie als steuermindernde Werbungskosten, wie der Bundesfinanzhof (BFH) in München in einem aktuell veröffentlichten Urteil entschied (Az.: VI R 8/18).

Er gab damit der Klage einer Arbeitnehmerin aus Baden-Württemberg statt. Bei einem Unfall auf dem Heimweg von der Arbeit erlitt sie 2013 schwere Verletzungen im Gesicht. Im Folgejahr musste deswegen ihre Nase operiert werden.

Die gesetzliche Unfallversicherung kam nur für einen Teil der Krankenhauskosten auf. Zudem hatte die Frau Aufwendungen für ihre Fahrten zur Behandlung. In ihrer Steuererklärung machte sie hierfür insgesamt 2402 Euro als Werbungskosten geltend. Das Finanzamt erkannte dies nicht an. Die steuerliche Entfernungspauschale decke sämtliche Wegekosten ab.

Keine „beruflichen Mobilitätskosten“

Der BFH gab nun der Klage der Frau statt. Zwar seien nach bisheriger Rechtsprechung sämtliche „Aufwendungen des Arbeitnehmers für die Wege zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte“ mit der Entfernungspauschale abgegolten. Dies gelte auch weiter, etwa für Reparaturkosten am Auto nach einem Wegeunfall.

Krankheits- und Behandlungskosten auch nach einem Wegeunfall seien demgegenüber aber keine solchen „beruflichen Mobilitätskosten“. Solche Aufwendungen „sind weder fahrzeug- noch wegstreckenbezogen“, heißt es in dem Münchener Urteil. „Es handelt sich (daher) nicht um Aufwendungen für die Wege zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte.“ Solche Krankheitskosten seien daher nicht mit der Entfernungspauschale abgegolten, sie seien aber „beruflich veranlasst“. Deshalb könne die Klägerin sie zusätzlich als Werbungskosten geltend machen, so der BFH. (mwo)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Anwalt wurde erst zu früh, dann zu spät aktiv

Widerspruch gegen E-Mail einer KV-Mitarbeiterin lief ins Leere

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?