Patienten-Service

Künftig auch für Volkskrankheiten

Patientenprogramme zur Optimierung der Therapietreue werden dank digitaler Mobiltechnologien zunehmen. Ihr Erfolg steht und fällt künftig aber auch mit der Fähigkeit, statt Einzelindikationen multimorbide Problemstellungen anzusprechen.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Telefonkontakte sind eine Form der personalisierten Compliance-Förderung. Die meisten Patientenprogramme mit dieser Zielsetzung werden von Pharmaherstellern betrieben.

Telefonkontakte sind eine Form der personalisierten Compliance-Förderung. Die meisten Patientenprogramme mit dieser Zielsetzung werden von Pharmaherstellern betrieben.

© pressmaster / fotolia.com

ELTVILLE. Vor allem im Marketing für hochpreisige Innovationen setzen Pharmafirmen schon seit etlichen Jahren auf Patientenservices. Bekanntestes Beispiel dürften die Schwestern-Außendienste sein, die mittlerweile fast schon zum Standardrepertoire bei der Begleitung von MS-Patienten gehören.

Welchen Stellenwert solche und andere Dienste zur Hebung der Therapietreue heute und in Zukunft haben und welche Herausforderung es bei deren Umsetzung künftig zu meistern gilt, das wollte das Expertennetzwerk "Healthcare Shapers" (www.healthcareshapers.com) wissen.

Im Frühjahr dieses Jahres wurden Vertreter von Kassen, Ärzteschaft, Patienten und Pharmaherstellern online befragt. 114 Teilnehmer kamen zusammen, die Hälfte allein von Pharmaunternehmen.

Service von Pharmafirmen

Das sei insofern nicht verwunderlich, als "Patientenprogramme aktuell fast ausschließlich von pharmazeutischen Unternehmen initiiert sind und sich die Befragung demzufolge schwerpunktmäßig an dieser Zielgruppe orientiert hat", heißt es in der Auswertung.

Unter dem Begriff "Patientenprogramme" werden sämtliche Maßnahmen verstanden, die darauf zielen, die Adhärenz zu erhöhen und damit die Behandlungsqualität zu verbessern.

Das reiche von der Indikationswebsite mit Verhaltenstipps über Broschüren bis zu individualisierter Unterstützung, also etwa Homecare, Callcenter-Kontakten oder sogar einem persönlichen Patientencoaching, erläutert Unternehmensberater Günther Illert, der für die Studie verantwortlich zeichnet. Dagegen würden leitliniengesteuerte Behandlungsprojekte wie DMP nicht als Patientenprogramme gewertet.

Von den über 40 Patientenprogrammen, die derzeit in Deutschland laufen, halten die Befragten rund zwei Drittel für erfolgreich.

Wesentliche Gründe des Misserfolgs sind nach Ansicht der meisten Befragten die fehlende Ausrichtung auf Patientenbedürfnisse sowie eine unzureichende Einbindung von Ärzten, Schwestern und Angehörigen.

Der Erfolg eines Patientenprogramms ist nach Ansicht der Befragten (90 Prozent) um so eher gewährleistet, als es individualisiert angelegt ist: beispielsweise praktische Hilfe im Alltag, persönliche Kontakte oder psychologische Unterstützung.

Zwei Drittel der Befragten nennen mangelnde Unterstützung durch Ärzte, Zweifel an der Rentabilität sowie die Erfolgsmessung als größte Herausforderungen im Management von Patientenprogrammen.

Neun von zehn Befragten rechnen damit, dass Adhärenzkonzepte in Zukunft von internetbasierten Angebote, sozialen Medien und Apps geprägt sein werden.

Herausforderung Multimorbidität

Außerdem erwarten die meisten Befragten (85 Prozent), dass Patientenprogramme künftig nicht mehr nur bei schweren und teuren Erkrankungen eine Rolle spielen, sondern auch auf große Indikationen wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck zugeschnitten werden.

Doch wie wird der Herausforderung Rechnung getragen, auf die Adhärenz-Bedürfnisse zunehmend multimorbider Patienten einzugehen? Offenkundig kaum: Nur 30 Prozent der Befragten halten es für möglich, dass sich Pharmahersteller "zusammenschließen werden, um gemeinsam Patientenprogramme anzubieten".

Berater Illert sieht darin einen entscheidenden Erfolgsfaktor für die Emittenten von Compliance-Hilfen. "Multimorbide Patienten interessieren doch keine Programme, die auf vereinzelte Indikationen abstellen. Versandapotheken oder andere Dienstleister mit einem ganzheitlicheren Zugang sind hier eindeutig im Vorteil".

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Finanzmärkte 2026

apoBank blickt optimistisch auf das Anlagejahr 2026

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse