Geldanlage

Macrons Wahlsieg verschafft Europas Börsen Aufwind

Optimismus macht sich an den Märkten nach der Wahl in Frankreich bemerkbar: Börsenexperten erwarten, dass sich die Rallye an den Aktienmärkten über den Sommer fortsetzen wird.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Nach dem Wahlsieg Emmanuel Macrons jubelten die meisten Franzosen – und auch Börsianer.

Nach dem Wahlsieg Emmanuel Macrons jubelten die meisten Franzosen – und auch Börsianer.

© Irina Kalashnikova / Sputnik / dpa

NEU-ISENBURG. Sell in May and go away – frei übersetzt: Verkaufe im Mai und geh‘ in den Urlaub, lautet eine alte Börsenweisheit. Sie basiert darauf, dass häufig in den Sommermonaten die Aktienkurse fallen und es sich für Investoren deshalb lohnt, vor Beginn der warmen Jahreszeit Kasse zu machen, um dann im Spätherbst wieder in den Markt einzusteigen. In diesem Jahr könnte dies jedoch anders sein, meinen Experten – wegen des Ausgangs der Präsidentenwahl in Frankreich.

Nach dem Sieg des liberalen, proeuropäischen Hoffnungsträgers Emmanuel Macron rechnen zahlreiche Analysten mit einer Fortsetzung der Rallye an den europäischen Börsen in den kommenden Monaten. "Das Ergebnis der französischen Präsidentschaftswahl ist für die europäischen Finanzmärkte ein deutlich positives Signal", sagt Gilles Pradère, Stratege und Geschäftsführer der Schweizer Anlagegesellschaft Ram Active Investments.

Gute Stimmung vor Bundestagswahl

Umfragen ließen auch für die französische Parlamentswahl im Juni eine Mehrheit für eine reformfreudige, proeuropäische Regierung erwarten und bei der Bundestagswahl in Deutschland eine Fortsetzung der europafreundlichen Großen Koalition. "Die zwei führenden Staaten der Europäischen Union werden so die Gelegenheit erhalten, umfangreiche Reformen in der EU vorzunehmen und ihre Funktionalität zu verbessern", sagt Pradère. Dies dürfte die Börsen des alten Kontinents beflügeln. Dieser Ansicht ist auch Norihiro Fujito, Stratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities in Tokio. "Die politischen Risiken in Europa nehmen ab."

Macron wolle Wirtschaftsreformen durchsetzen und die Staatsausgaben in Frankreich binnen fünf Jahren um 60 Milliarden Euro reduzieren, sagt Valentijn van Nieuwenhuijzen, Chefstratege bei der niederländischen Anlagegesellschaft NN Investment Partners. "Er will Frankreich in einer stärkeren Europäischen Union und im Euro halten." Wenn, wie derzeit zu erwarten, bei der französischen Parlamentswahl im kommenden Monat die proeuropäischen Parteien gestärkt würden, dürften internationale Investoren einen Teil ihres Anlagekapitals aus den USA und Großbritannien abziehen und in kontinentaleuropäische Titel investieren. Zwar gebe es auch in der EU populistische Bewegungen. Der Ausgang der Präsidentschaftswahl und die jüngsten Umfragen zeigten jedoch, dass in den EU-Staaten "die Richtung der Regierungspolitik nicht in gleichem Maße vom Populismus bestimmt wird, wie in Großbritannien und den USA", sagt van Nieuwenhuijzen.

Profitiert Telekommunikation?

Dies dürfte dazu führen, dass der Euro in den kommenden Monaten gegen andere Währungen zulegt, prognostiziert Dean Tenerelli, Portfoliomanager bei der US-Investmentgesellschaft T. Rowe Price. "Die größte Belastung für die Gemeinschaftswährung in diesem Jahr war das Risiko, dass ein rechtspopulistischer, EU-feindlicher Kandidat die französischen Präsidentschaftswahlen gewinnt." Deutsche Anleger, die in britischen und US-Aktien investiert sind, drohten in diesem Fall Kursverluste durch die Aufwertung des Euro. Gegenüber dem Schweizer Franken legte der Euro in den beiden Tagen nach der Wahl Macrons bereits um knapp zwei Prozent zu.

Am stärksten profitieren vom Sieg Macrons dürften in den kommenden Monaten Banktitel und Aktien von Telekommunikationskonzernen, meint Tenerelli. "Macron befürwortet eine allmähliche Deregulierung im Banken- und Telekommunikationssektor." Eine solche wirtschaftsfreundlichere französische Politik dürfte beide Branchen EU-weit unterstützen.

Anleger, die an eine Fortsetzung der Rallye an Europas Börsen glauben, jedoch nicht in Einzeltitel investieren wollen, können auf Indexfonds (ETF) auf den Euro Stoxx 50 setzen, der die Kursentwicklung der 50 größten europäischen Konzerne widerspiegelt. Wer gezielt in Bankentitel investieren will, kann zum iShares Stoxx Europe 600 Banks ETF greifen, der der Kursentwicklung der größten Banken des Kontinents folgt. ETF werden ohne Ausgabeaufschlag direkt an der Börse gehandelt und haben nur minimale Verwaltungsgebühren, da sie ihre Indizes passiv nachbilden.

Lesen Sie dazu auch: Machtwechsel im Elysée: Der schwierige Start für Hoffnungsträger Macron

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