Sachsen-Anhalt
Magdeburger Klinikchefin muss gehen
Erst vor einem Jahr hatte Petra Bohnhardt das Amt als Klinikgeschäftsführerin in Magdeburg übernommen. Nun muss sie ihren Posten räumen: Mitarbeiter werfen ihr Entscheidungsschwäche vor.
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Auf Schlingerkurs? Das Klinikum Magdeburg besetzt nach nur einem Jahr den Geschäftsführerposten neu.
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Magdeburg. „Mangelnde Führungsstärke und Entscheidungsarmut“, so begründete der Magdeburg Stadtrat seine Entscheidung, Dr. Petra Bohnhardt als Geschäftsführerin des Klinikums Magdeburg abzuberufen. Nach ihrem Amtsantritt vor gut einem Jahr hatte die heute 59-Jährige verkündet: „Ich werde nicht alles durcheinanderwirbeln, aber das notwendig Machbare umsetzen. Ich möchte mit meiner Mannschaft etwas bewegen.“
Gerade dies nicht getan zu haben, werfen ihr nun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums als auch der Verwaltungsrat vor. „Diese für alle Krankenhäuser schwierigen Zeiten erfordern schnelle Entscheidungen bei Stellenbesetzungen, Umbesetzungen, Stationsschließung oder -ausbau, und Personalgewinnung“, wird Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper in der regionalen Tageszeitung zitiert. Es brauche aktuell besonderer Führungsstärke zur Stabilisierung des kommunalen Hauses.
Tief im Minus
Das drittgrößte Klinikum Sachsen-Anhalts hat seit seiner Umwandlung zur gGmbH schwarze Zahlen geschrieben. Aktuell ist jedoch ein Minus von vier Millionen Euro zu erwarten; was natürlich auch der Pandemie geschuldet ist. Wie in vielen Kliniken Deutschlands mussten zahlreiche planbare Op verschoben, Stationen vorübergehend geschlossen und Pflegekräfte für die Versorgung von COVID-Patienten abberufen werden. „Wir waren gerade dabei, Operationen wieder hochzufahren, da kam mit der vierten Welle erneut die Notwendigkeit, planbare Eingriffe zu verschieben“, so der Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Fred Draijer, der sich statt Krisenmodus wieder ein Stück Normalität wünscht.
Die soll nach dem Willen des Magdeburger Stadtrats mit Willi Lamp, dem langjährigen Justiziar des Klinikums, einziehen, der zum neuen Geschäftsführer bestellt wurde. Fakt ist, die Stadt ist weder willens noch in der Lage, das Krankenhaus zu finanzieren. Ohne einen Rettungsschirm vom Bund ist eine wirtschaftliche Erholung unter Covid-Bedingungen kaum in Sicht, zumal der Klinik auch noch von der Politik avisierte Strafzahlungen drohen, wenn die gesetzlich geforderten Pflegeuntergrenzen nicht erfüllt werden.
Zu wenig Pflegekräfte
Aktuell fehlen rund 50 Pflegekräfte. Hauptgründe sieht Fred Draijer in zunehmender Überlastung und fehlender Wertschätzung. Er fordert sowohl von der Landes- als auch von der Bundesregierung mehr als Lippenbekenntnisse für die Kliniken. „Wir sind das Krankenhaus für die Stadt und die Region. Dafür haben wir alles getan und werden es auch in Zukunft tun.“ Allein elf zertifizierte Zentren, roboterassistierte OP-Systeme sowie ein hochmoderner Hybrid-OP seien Spiegelbild exzellenter Medizin.
Derzeit gibt es Überlegungen, das Großkrankenhaus mit dem Uniklinikum der Landeshauptstadt zu vereinen. Für Fred Draijer ein richtiger Schritt, auch wenn das Uniklinikum vor noch deutlich größeren wirtschaftlichen Problemen steht als sein Haus. „Das Gesundheitswesen ist im Wandel. Wollen wir eine gute Versorgung aufrechterhalten und verbessern, muss auch über Zentralisierungen nachgedacht werden.“