Sachsen-Anhalt

Magdeburger Klinikchefin muss gehen

Erst vor einem Jahr hatte Petra Bohnhardt das Amt als Klinikgeschäftsführerin in Magdeburg übernommen. Nun muss sie ihren Posten räumen: Mitarbeiter werfen ihr Entscheidungsschwäche vor.

Von Petra Zieler Veröffentlicht:
Auf Schlingerkurs? Das Klinikum Magdeburg besetzt nach nur einem Jahr den Geschäftsführerposten neu.

Auf Schlingerkurs? Das Klinikum Magdeburg besetzt nach nur einem Jahr den Geschäftsführerposten neu.

© Jens Wolf/picture alliance

Magdeburg. „Mangelnde Führungsstärke und Entscheidungsarmut“, so begründete der Magdeburg Stadtrat seine Entscheidung, Dr. Petra Bohnhardt als Geschäftsführerin des Klinikums Magdeburg abzuberufen. Nach ihrem Amtsantritt vor gut einem Jahr hatte die heute 59-Jährige verkündet: „Ich werde nicht alles durcheinanderwirbeln, aber das notwendig Machbare umsetzen. Ich möchte mit meiner Mannschaft etwas bewegen.“

Gerade dies nicht getan zu haben, werfen ihr nun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums als auch der Verwaltungsrat vor. „Diese für alle Krankenhäuser schwierigen Zeiten erfordern schnelle Entscheidungen bei Stellenbesetzungen, Umbesetzungen, Stationsschließung oder -ausbau, und Personalgewinnung“, wird Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper in der regionalen Tageszeitung zitiert. Es brauche aktuell besonderer Führungsstärke zur Stabilisierung des kommunalen Hauses.

Tief im Minus

Das drittgrößte Klinikum Sachsen-Anhalts hat seit seiner Umwandlung zur gGmbH schwarze Zahlen geschrieben. Aktuell ist jedoch ein Minus von vier Millionen Euro zu erwarten; was natürlich auch der Pandemie geschuldet ist. Wie in vielen Kliniken Deutschlands mussten zahlreiche planbare Op verschoben, Stationen vorübergehend geschlossen und Pflegekräfte für die Versorgung von COVID-Patienten abberufen werden. „Wir waren gerade dabei, Operationen wieder hochzufahren, da kam mit der vierten Welle erneut die Notwendigkeit, planbare Eingriffe zu verschieben“, so der Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Fred Draijer, der sich statt Krisenmodus wieder ein Stück Normalität wünscht.

Die soll nach dem Willen des Magdeburger Stadtrats mit Willi Lamp, dem langjährigen Justiziar des Klinikums, einziehen, der zum neuen Geschäftsführer bestellt wurde. Fakt ist, die Stadt ist weder willens noch in der Lage, das Krankenhaus zu finanzieren. Ohne einen Rettungsschirm vom Bund ist eine wirtschaftliche Erholung unter Covid-Bedingungen kaum in Sicht, zumal der Klinik auch noch von der Politik avisierte Strafzahlungen drohen, wenn die gesetzlich geforderten Pflegeuntergrenzen nicht erfüllt werden.

Zu wenig Pflegekräfte

Aktuell fehlen rund 50 Pflegekräfte. Hauptgründe sieht Fred Draijer in zunehmender Überlastung und fehlender Wertschätzung. Er fordert sowohl von der Landes- als auch von der Bundesregierung mehr als Lippenbekenntnisse für die Kliniken. „Wir sind das Krankenhaus für die Stadt und die Region. Dafür haben wir alles getan und werden es auch in Zukunft tun.“ Allein elf zertifizierte Zentren, roboterassistierte OP-Systeme sowie ein hochmoderner Hybrid-OP seien Spiegelbild exzellenter Medizin.

Derzeit gibt es Überlegungen, das Großkrankenhaus mit dem Uniklinikum der Landeshauptstadt zu vereinen. Für Fred Draijer ein richtiger Schritt, auch wenn das Uniklinikum vor noch deutlich größeren wirtschaftlichen Problemen steht als sein Haus. „Das Gesundheitswesen ist im Wandel. Wollen wir eine gute Versorgung aufrechterhalten und verbessern, muss auch über Zentralisierungen nachgedacht werden.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Geldanlage

Vermögen auf Rezept: Wie sich eine langfristige Finanzplanung auszahlt

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können