Arzneimittelpreise

Maryland will Bezahlgrenze einführen

Erstmals bereitet ein US-Bundesstaat Kostenkontrollen für Arzneimittel vor. Die Industrie hält das für verfassungswidrig.

Veröffentlicht:

ANNAPOLIS. Steigende Arzneimittelpreise sind auch im liberalen US-Markt seit geraumer Zeit ein Thema. Im Sommer vorigen Jahres hatte selbst Präsident Trump scharfe Töne gegenüber Unternehmen angeschlagen, die Preiserhöhungen planten. Im Oktober wartete dann Gesundheitsminister Alex Azar mit einer neuen Vorschrift zur Preistransparenz auf. Demnach müssen Pharmaunternehmen in TV-Werbespots auch den Listenpreis eines Medikaments nennen, sofern dessen monatliche Bezugskosten mehr als 35 Dollar betragen.

Einen weitaus radikaleren Schritt zur Ausgabenkontrolle geht jetzt der Bundesstaat Maryland. Wie das „Wallstreet Journal“ berichtet, befindet sich ein neues Landesgesetz kurz vor Inkrafttreten, das es der öffentlichen Hand erlaubt, ihren Anteil an den Arztneimittelausgaben für Medicaid-Versicherte und Staatsbedienstete zu begrenzen.

Maryland, heißt es, wäre damit der erste Bundesstaat, der ein Expertengremium zur Überprüfung hochpreisiger Arzneimittel einrichtet. Weitere Bundesstaaten wie Nevada, Maine oder Massachusetts zeigten sich von der Gesetzesinitiative ermutigt und würden bereits über ähnliche Instrumente nachdenken.

Governeur muss noch zustimmen

Dem Bericht zufolge muss das neue Gesetz nur noch von Gouverneur Larry Hogan (Republikaner) unterzeichnet werden. Vorgesehen sei ein fünfköpfiger Ausschuss, der Produkte benennt, für die eine Bezahlgrenze einzuführen wäre. Entsprechende Empfehlungen soll das Gremium – voraussichtlich erstmals 2022 – an die Legislative richten.

In Frage kämen Arzneimittel, die nach Liste wenigstens 30.000 Dollar pro Jahr oder pro abgeschlossener Behandlung kosten; 2018 seien 25 Arzneimittel dieser Kategorie neu in den US-Markt gekommen. Auch für Originalpräparate, die binnen eines Jahres um 3000 Dollar oder mehr verteuert wurden, sowie für Generika, die um mindestens 200 Prozent verteuert wurden, soll die Kostenübernahme eingeschränkt werden.

Befürworter sind optimistisch, dass das Konzept gerichtsfest sei. Laut „Wallstreet Journal“ war eine vor zwei Jahren gestartete Initiative Marylands, mit der Preisabsprachen unter Generikaherstellern verhindert werden sollten, von dem Branchenverband AAM (Association for Accessible Medicines) rechtlich zu Fall gebracht worden.

Aktuell halte die AAM jedoch die Füße still, da nach Angaben eines Verbandsjustiziars das jetzige Regelungsvorhaben nicht über die öffentliche Zuständigkeit hinausgehe und außerdem die meisten Generika nicht betroffen seien.

Einspruch kommt diesmal vom US-Verband der forschenden Pharmahersteller, PhRMA: Preiskontrollen seien verfassungswidrig. Patienten würden zu Versuchskaninchen einer Gesetzgebung, die Lieferausfälle provoziere und den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten einschränke. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Arzneimittel-Verschreibungsverordnung

Neue Zielgruppen für die Naloxon-Verordnung

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren