Tödlicher Angriff

Nach der Messerattacke auf einen Arzt bleiben Hintergründe noch unklar

Nach dem Mord in einer Allgemeinarztpraxis in Offenburg gibt es bislang noch keine Erkenntnisse über die Motive. Der Tatverdächtige hat bislang nicht ausgesagt, die Polizei sucht weitere Zeugen.

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Noch tappen die Behörden im Dunkeln, was das Motiv des Angreifers auf den Offenburger Arzt gewesen ist.

Noch tappen die Behörden im Dunkeln, was das Motiv des Angreifers auf den Offenburger Arzt gewesen ist.

© lassedesignen / stock.adobe.com

OFFENBURG. Die Hintergründe der Bluttat in Offenburg, bei der ein 51-jähriger Allgemeinmediziner einer Messerattacke zum Opfer fiel, sind weiterhin unklar. Die Ermittlungen der Polizeibehörden in Offenburg konzentrieren sich auf einen tatverdächtigen 26-jährigen Mann aus Somalia. Der Asylbewerber, der 2015 in die Bundesrepublik Deutschland einreiste, mache gegenüber den Ermittlern bislang keine Angaben, hieß es am Donnerstagabend von Seiten des Polizeipräsidiums Offenburg.

Am Nachmittag hat dann die Haftrichterin auf Antrag der Staatsanwaltschaft Offenburg gegen den dringend tatverdächtigen 26-Jährigen Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Der Mann ist nach der Verkündung in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert worden, teilte das Polizeipräsidium Offenbach am Freitagabend mit.

Auch nach einer aktualisierten Mitteilung des Polizeipräsidiums Offenburg bleibt das Motiv des Tatverdächtigen jedoch weiter unklar, der Mann mache weiterhin keine Aussage. Der Verdächtige habe „die Nacht in einer polizeilichen Einrichtung verbracht“, heißt es.

Attacke erfolgte unvermittelt

Nach bisherigen Ermittlungen und Befragungen anwesender Patienten habe der Mann aus Somalia kurz vor 8:45 Uhr zielstrebig und ohne Termin die Praxis des Arztes aufgesucht, heißt es in einer ausführlichen Beschreibung des Tathergangs durch die Polizei. Er habe dann den Arzt in einem der Behandlungszimmer „unvermittelt“ mit dem Messer angegriffen.

Die anwesende MFA sei dem Arzt noch zu Hilfe gekommen und dabei durch das eingesetzte Messer leicht verletzt worden. Für den 51-jährigen Mediziner sei jede Hilfe zu spät gekommen. Zum Zeitpunkt der Messerattacke war die Praxis bereits geöffnet gewesen, außer dem Arzt und der MFA seien noch Patienten in den Praxisräumen gewesen, die inzwischen alle von den ermittelnden Beamten vernommen worden sind.

Tatverdächtiger war bereits auffällig geworden

Der aus Somalia stammende Verdächtiger ist Asylbewerber. Er ist nach Polizeiangaben Anfang November 2015 in das Bundesgebiet eingereist. Anfang Dezember 2015 sei er einer Unterkunft in Offenburg zugewiesen worden. Dort sei es im Sommer 2018 zu zwei Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Bewohnern gekommen, bei denen auch die Polizei alarmiert wurde. Auch der 26-Jährige sei daran beteiligt gewesen.

Nach dem zweiten Vorfall am vergangenen Wochenende habe er eine Nacht im Polizeigewahrsam verbracht. Die Staatsanwaltschaft Offenburg werde jetzt im Laufe des Nachtmittages im Rahmen einer Richtervorführung Antrag auf Haftbefehl aufgrund des dringenden Tatverdachtes wegen Mordes stellen. Ob der Tatverdächtige Patient des ermordeten Arztes war, ist noch nicht geklärt.

In regionalen Medien wird der ermordete Arzt als Mediziner mit Leib und Seele beschrieben, der sich auch um Menschen gekümmert habe, die andernorts nicht so leicht eine offene Tür finden. Sein Wartezimmer, so berichten laut "Badischer Zeitung" Patienten, sei "multikulti" besetzt gewesen. Auch viele Flüchtlinge und Migranten hätten bei ihm Rat und Hilfe gefunden. Mit türkischen Patienten soll sich der Ortenauer auch in ihrer Muttersprache unterhalten haben, heißt es weiter. (ger)

Der Beitrag wurde aktualisiert am 17.8. um 13:44 Uhr und um 17:20 Uhr

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