Anlagenkolumne
Neue Ansätze im Auge behalten
Wir schreiben das Jahr 2040, alle chronischen Krankheiten wie Krebs und auch alle genetischen Erkrankungen sind besiegt. Die Menschen sind gesund, und die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 100 Jahre. Die Angst der Menschen vor Neuerkrankungen ist gering, da die therapeutischen Möglichkeiten eine schnelle Gesundung gewährleisten. Eine Vision? Vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Die jüngsten Erfolge in der Immunonkologie sowie die ersten zugelassenen Gentherapien liefern reichlich Stoff für Zukunftsfantasien.
In den Forschungslaboren und Entwicklungsabteilungen herrscht dementsprechend Aufbruchstimmung. Global agierende Pharmakonzerne übernehmen kleine Biotechunternehmen, die Produkte für Gen-, RNA- oder Antisense-Therapien anbieten, oder kooperieren mit ihnen.
Beispielhaft zu nennen wären etwa die geplante Übernahme des US-Gen-Spezialisten Spark Therapeutics durch Roche, die angekündigte Übernahme von The Medicines Company durch Novartis sowie die gelungenen Börsengänge der amerikanischen Moderna Incorporation im vorigen Jahr oder erst kürzlich des Mainzer Arzneimittelentwicklers BioNTech SE.
Welche Behandlungsansätze sich am Ende durchsetzen werden, ist derzeit noch völlig offen. Vielleicht die DNA-Therapie, doch sind die Ansätze in der RNA-Therapie bisher ebenfalls ausgesprochen vielversprechend. Vielleicht wird aber auch die Impfung mit RNA ein großer Erfolg; die aktuellen präklinischen und klinischen Prüfungen der Phasen I und II lassen auf erhebliches Potenzial schließen.
Investoren, die sich auf die Pharma- und Biotechbranche konzentrieren, müssen diese Spezialisten im Auge behalten. Auch wenn es bei manchen Unternehmen zurzeit noch etwas zu früh für eine Investition ist – eine Lücke auf der Watchlist kann sich hinsichtlich dieser Zukunftstechnologien kein Marktteilnehmer leisten.
Dr. Hanno Kühn ist Chief Investment Officer der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).